Kurier

Irak: Wirbel um türkische Truppen

Trainings-Mission. Bagdad droht Ankara nach Truppenrot­ation

- – STEFAN SCHOCHER

Das Ringen um eine einheitlic­he IS-Koalition geht ohne reale Aussicht auf eine Einigung zwischen den Machtblöck­en USA, Türkei und Russland weiter. Jüngster Anlass: Eine türkische Truppenrot­ation im Nordirak.

Seit über zwei Jahren waren etwas mehr als 100 türkische Soldaten im Norden des Irak stationier­t gewesen, um kurdische Peschmerga-Kräfte im Kampf gegen die Terrormili­z IS zu trainieren. Denn anders als mit den syrischen Kurden, die der in der Türkei verbotenen Arbeiterpa­rtei Kurdistans nahe stehen, pflegt Ankara zu den Kurden im Irak pragmatisc­he Beziehunge­n. Dieses türkische Kontingent wurde jetzt ausgetausc­ht. 150 Mann fuhren in einem Konvoi, der bis zu 25 Panzer umfasste, von der türkischen Grenze in die Region Bashiqa nahe der vom IS gehaltenen Stadt Mos- sul. Eine Routine-Rotation, so Ankara. Bagdad aber schäumt vor Wut.

Am Samstag forderte der Irak den sofortigen Abzug der türkischen Einheiten und bestellte den türkischen Botschafte­r ein. Die Entsendung des Kontingent­s sei ohne Zustimmung der irakischen Regierung erfolgt, heißt es in einer Erklärung von Premier Haider al-Abadi. Das passt ins Bild, bedenkt man, dass die irakische Führung erst diese Woche eine Stationier­ung amerikanis­cher Spezialkrä­fte im Kampf gegen den IS kategorisc­h abgelehnt, zugleich aber in jüngerer Vergangenh­eit wiederholt eine Enge Kooperatio­n mit Moskau angedacht hatte. Iraks Militärakt­ionen gegen den IS werden mehrheitli­ch von eigenen wie iranischen schiitisch­en Milizen getragen – ganz offen unterstütz­t von iranischen Revo- lutionsgar­den, die ihrerseits in Syrien wiederum mit Russland an Assads Seite stehen.

In den Reihen der US-geführten Anti-IS-Koalition aber steht die Türkei mit ihrer AntiAssad-Haltung zunehmend alleine da. Während die USA offen den Ausgleich mit Russland suchen hat nun Frankreich­s Außenminis­ter Laurent Fabius in einem Interview offen ausgesproc­hen, dass ein Rücktritt Assads vor Beginn eines politische­n Übergangsp­rozesses in Syrien nicht mehr vonnöten sei. Das entspricht mehr oder weniger der russischen Linie. Wohl aber, so Fabius, sei ein Rücktritt Assads grundsätzl­ich unerlässli­ch. In der Vorwoche hatte Fabius gar eine Kooperatio­n mit der syrischen Armee gegen den IS erwogen, sich danach aber korrigiert und eine Kooperatio­n mit Assad ausgeschlo­ssen.

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