Irak: Wirbel um türkische Truppen
Trainings-Mission. Bagdad droht Ankara nach Truppenrotation
Das Ringen um eine einheitliche IS-Koalition geht ohne reale Aussicht auf eine Einigung zwischen den Machtblöcken USA, Türkei und Russland weiter. Jüngster Anlass: Eine türkische Truppenrotation im Nordirak.
Seit über zwei Jahren waren etwas mehr als 100 türkische Soldaten im Norden des Irak stationiert gewesen, um kurdische Peschmerga-Kräfte im Kampf gegen die Terrormiliz IS zu trainieren. Denn anders als mit den syrischen Kurden, die der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans nahe stehen, pflegt Ankara zu den Kurden im Irak pragmatische Beziehungen. Dieses türkische Kontingent wurde jetzt ausgetauscht. 150 Mann fuhren in einem Konvoi, der bis zu 25 Panzer umfasste, von der türkischen Grenze in die Region Bashiqa nahe der vom IS gehaltenen Stadt Mos- sul. Eine Routine-Rotation, so Ankara. Bagdad aber schäumt vor Wut.
Am Samstag forderte der Irak den sofortigen Abzug der türkischen Einheiten und bestellte den türkischen Botschafter ein. Die Entsendung des Kontingents sei ohne Zustimmung der irakischen Regierung erfolgt, heißt es in einer Erklärung von Premier Haider al-Abadi. Das passt ins Bild, bedenkt man, dass die irakische Führung erst diese Woche eine Stationierung amerikanischer Spezialkräfte im Kampf gegen den IS kategorisch abgelehnt, zugleich aber in jüngerer Vergangenheit wiederholt eine Enge Kooperation mit Moskau angedacht hatte. Iraks Militäraktionen gegen den IS werden mehrheitlich von eigenen wie iranischen schiitischen Milizen getragen – ganz offen unterstützt von iranischen Revo- lutionsgarden, die ihrerseits in Syrien wiederum mit Russland an Assads Seite stehen.
In den Reihen der US-geführten Anti-IS-Koalition aber steht die Türkei mit ihrer AntiAssad-Haltung zunehmend alleine da. Während die USA offen den Ausgleich mit Russland suchen hat nun Frankreichs Außenminister Laurent Fabius in einem Interview offen ausgesprochen, dass ein Rücktritt Assads vor Beginn eines politischen Übergangsprozesses in Syrien nicht mehr vonnöten sei. Das entspricht mehr oder weniger der russischen Linie. Wohl aber, so Fabius, sei ein Rücktritt Assads grundsätzlich unerlässlich. In der Vorwoche hatte Fabius gar eine Kooperation mit der syrischen Armee gegen den IS erwogen, sich danach aber korrigiert und eine Kooperation mit Assad ausgeschlossen.