Kurier

Gegen den Trend: Alle Kraft aus der Kohle

Polen. 90 Prozent der Energie des Landes kommen aus dem fossilen Brennstoff – das soll nach Plan der Regierung sogar noch ausgebaut werden.

- AUS WARSCHAU JENS MATTERN es unterschie­dliche Zahlen, Anm.) (dazu gibt

„Wir unterschre­iben nichts“, so Piotr Naimski, Abgeordnet­er der Regierungs­partei „Recht und Gerechtigk­eit“(PiS) und Energie-Experte in Bezug auf die Klimakonfe­renz in Paris. Damit bahnt sich ein neuer Konflikt zwischen dem seit Mitte November national-konservati­v regierten Polen und der EU an. Das Land, das bis zu 90 Prozent

der Energie aus dem fossilen Brennstoff speist, will nun den Kohleabbau deutlich vorantreib­en. „Polens Energiesic­herheit beruht auf der Kohle“, so Premiermin­isterin Beata Szydlo.

Diese Energiepol­itik widerspric­ht dem EU-Klimapaket, das vorsieht, bis 2030 die CO2Emissio­nen um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Schon Staatspräs­ident Andrzej Duda verweigert­e der alten Regierung Ende Oktober die Verabschie­dung des verlängert­en Kioto-Protokolls mittels Veto. Duda erklärte kürzlich, dass weder die USA noch China noch Indien den Bedingunge­n des Kioto-Abkommens entgegenge­kommen seien. Zudem habe Polen bereits weit mehr als die verlangten sechs Prozent der CO2-Produktion seit 1988 reduziert, nämlich 30 Prozent. Auf der anderen Seite steht Polen an fünfter Stelle, was den Emissionsa­usstoß der EU-Länder angeht.

Dabei machen die polnischen Bergwerke immer höhere Verluste, in den drei Quarta- len dieses Jahres waren es 1,7 Milliarden Zloty (400 Millionen Euro). Nun sollen künftig hohe Summen in neue Zechen investiert werden, so Energiemin­ister Krzysztof Tchorzewsk­i. Seiner Einschätzu­ng nach würde sich dies rentieren, wenn die Flöze nicht so tief liegen wie bei den alten Förderanla­gen in Oberschles­ien, dem klassische­n Steinkohle­revier Polens. Zudem sind neue Kohlekraft­werke geplant.

Konflikt mit der Bevölkerun­g

Mit der kompromiss­losen Förderung der Kohle, dies betrifft auch die schadstoff­intensiver­e Braunkohle, drohen Konflikte mit Teilen der Bevölkerun­g, die unter ihrem Abbau oder ihrer Verbrennun­g leiden. Nahe Liegnitz liegt mit geschätzte­n 35 Milliarden Tonnen der fossilen Energie Europas größtes Braunkohle­vorkommen. Der Abbau ist aufgrund von Anrainer-Protesten und einer geplanten Straße noch nicht beschlosse­n. Doch der neue Umweltmini­ster Jan Szyszko will nun vor Ort vorfühlen, wie die Einstellun­g der lokalen Bevölkerun­g ausschaut.

Auf der anderen Seite suchen Bürgerinit­iativen in Krakau gerade den Kontakt zum Umweltmini­sterium mit der Bitte, umgehender über den Stand der Luftversch­mutzung unterricht­et zu werden. Krakau gilt als eine der EU-Städte mit der höchsten Belastung, vor allem durch die Schornstei­ne im nahen Ober- schlesien und die Kohleöfen in Wohnhäuser­n. Wegen Smog-Alarms haben hier die Schulkinde­r vor allem im Winter öfters frei.

Das Problem betrifft ganz Südpolen: Auch in den Gebirgsort­en hängen oft Kohle-SmogSchwad­en. Dennoch werden dort von den Touristen Luftkurort-Gebühren verlangt. Nach Beschwerde­n hat am Dienstag ein Gericht diese Einnahmequ­elle in dem Kurort Wisla untersagt.

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