Anders geworden im Fußball“
Josef Hickersberger rückführe, ist für mich auch, dass sogar im Unter-21-Team viele Legionäre spielen. Wie zum Beispiel Michael Gregoritsch, der beim Hamburger SV zum Stammpersonal gehört. Prohaska: Koller ist mit seinem Festhalten an Spielern, die schon lange seinem Kader angehören, in den letzten drei Jahren gut gefahren. Für Nicht-Legionäre wird’s schwer. Außer AustriaTormann Almer oder dem Salzburger Leitgeb, der
heuer lange
Herbert Prohaska verletzt war, wird kaum wer aus der österreichischen Liga in Frankreich dabei sein. Gibt’s einen Wunschgegner – oder ein Team, das Österreich erspart bleiben sollte? Prohaska: Deutschland – aber bitte auf keinen Fall schon in der Gruppe, sondern erst so ab dem Viertelfinale. Mit Ausnahme vom Philipp Lahm wird den Deutschen das Fehlen von keinem der Promis wehtun, die ihre Teamkarriere beendet haben. Die Ungarn wären mir als Gruppengegner nicht unangenehm. Hickersberger: unterschreibe ich sofort.
1978 waren Sie in Argentinien als Spieler mit der Terror-Problematik konfrontiert gewesen. Wie gehen Sie jetzt mit dem traurigen Thema um? Prohaska: Meine Tochter Barbara will nicht, dass ich für den zur Auslosung nach Paris f liege. Ich versuche, sie zu beruhigen, indem ich ihr sage, dass die Gefahr, Opfer eines Autounfalls zu werden, wesentlich größer ist. Wie sehr der Terror den Fußball beeinflusst, habe ich beim Ländermatch gegen die Schweiz erlebt: Da durfte mich der Ordner, der mich seit Jahren kennt, ohne Akkreditierung, die ich bisher immer erst beim nächsten Türl abgeholt hab’, nicht ins Stadion lassen. Bei der EM in Frankreich werden sich die Leut’ schon drei Stunden vor Anpfiff anstellen müssen. 1978, als uns die argentinische Militärjunta streng hat bewachen lassen, habe ich die Zusammenhänge gar nicht richtig mitbekommen und alles für übertrieben gehalten. So hat unser Mannschaftsbus wegen der Angst vor einem Terroranschlag stets einen anderen Weg fahren müssen. Und als der Bus einmal vor einem Bahn- schranken halten musste, sind die Securitys rausgesprungen und haben den Schranken zertrümmert. Hickersberger: Als ich Teamchef war, mussten wir vor einem Länderspiel in Salzburg einmal wegen einer Bombendrohung das Hotel verlassen. Prohaska: Weil du den Polster aufgestellt hast.... Hickersberger: Nein. Ich hatte mich damals mit dem Heribert Weber auseinandergelebt, der Kapitän von Salzburg war. Doch Spaß beiseite: Mit der gewärtigen Situation ist jene von damals überhaupt nicht vergleichbar. Wir müssen uns damit abfinden, dass nichts mehr so sein wird, wie es war. Prohaska: Wäre ich Pessimist, würde ich sagen: Ich bin noch gar nicht sicher, dass die EM überhaupt stattfindet.