Die Akte Martin Hinteregger
Salzburg. Was den 23-jährigen Teamverteidiger zum Problemboy macht
Setze ich auf Martin Hinteregger oder nicht? Diese Frage muss sich Salzburgs neuer Trainer Thomas Letsch vor seinem Debüt erst gar nicht stellen. Denn der Teamverteidiger steht für das heutige Spiel in Mattersburg (16.30 Uhr, live ORFeins, Sky) wegen einer Oberschenkelprellung nicht zur Verfügung.
Am Dienstag war der 23Jährige noch fit gewesen. Dennoch war er vom nunmehrigen Ex-Trainer Peter Zeidler im Heimspiel gegen den WAC nicht eingesetzt worden. „Martin hat die Regenerationseinheit nach dem GrödigSpiel nicht professionell absolviert“, erklärte Zeidler. Konkreter wurde er nicht.
KURIER-Recherchen ergaben, dass Hinteregger letzten Samstag nach dem Spiel nicht den Weg von Grödig nach Hause gefunden hatte. In der Nacht war er ins Red-BullTrainingszentrum in Taxham gekommen, um dort zu schlafen. Die für Sonntagvormittag 7. November beim 1:1 bei Austria) hatte er – wohl abgelenkt von Gesprächen mit Gladbach – mit inferioren Trainingsleistungen provoziert.
Nach zweieinhalb sportlich ganz starken Saisonen ist 2015 nicht sein Jahr. Seine Leistungen in den Spielen wurden von Monat zu Monat schwächer. Im Spätsommer kam Verletzungspech hinzu. Außerdem reagierte er Wochen lang extrem frustriert auf das doppelte Aus im Europacup. Was wiederum in Probleme mit seinem nunmehrigen Ex-Trainer mündete.
Sonderstatus
„Der Hinti ist halt der Hinti“ist in Red-Bull-Kreisen ein geflügelter Satz. Er genießt durchaus einen Sonderstatus, obwohl er kein Musterprofi ist. So ist seine Unpünktlichkeit notorisch. Deshalb ist Hinteregger auch ein Hauptgeldgeber der Mannschaftskasse. „Er ist ein Red-Bull-Spieler, kommt aus unserer Akademie, hat schon sehr viel für den Verein geleistet und ist einer unserer wichtigsten Spieler“, erläutert Freund.
Gut fünf Jahre
ist der Kärntner Stammkraft bei Red Bull, 2013 gelang ihm der Sprung ins Nationalteam. Aus der Profi-Norm fiel er immer, besondere Aktionen lieferte er wiederholt. Einige waren zum Schmunzeln, andere weniger. Strafen gab es einige. Oft wurde aber ein Auge zugedrückt – wohl auch aus Angst, der passionierte Jäger könnte vom einen auf den anderen Tag einfach den Beruf wechseln.
„Er ist ein eigener Mensch. Wir wollen ihm helfen und haben deshalb schon oft mit ihm geredet. Aber das ist schwierig“, sagt Freund. Weitergehen wie bisher kann es aber nicht. „Das ist kein Dauerzustand. Er hat aus Frust über das Ausscheiden in der Champions und Europa League ein falsches Ventil benützt“, weiß der Sportliche Leiter.
Auch in anderer Hinsicht hat er sich mit seiner unprofessionellen Aktion keinen Gefallen getan: Beim WAC-Match waren Scouts aus allen Topligen. Die erkundigten sich natürlich , warum er fehlte. Der Grund bringt Hinteregger dem erhofften Auslandstransfer sicher nicht näher....