Kurier

Puppen und Menschen erzählen böses Dorfmärche­n

- – GUIDO TARTAROTTI

Kritik. Eine merkwürdig­e, aber packende Aufführung gelang dem Wiener Volkstheat­er mit der Uraufführu­ng von „Das Wechselbäl­gchen“in der Spielstätt­e VolxMargar­eten.

Die Erzählung um ein auffällige­s Kind und dessen mutige Mutter in einem Kärntner Dorf stammt aus dem Nachlass von Christine Lavant, Maja Haderlap hat eine Bühnenfass­ung erstellt, Puppen-Künstler Nikolaus Habjan inszeniert­e.

Puppe als Star

Habjan lässt seine menschlich­en Darsteller wie Puppen agieren (und die Puppen wie Menschen), was eine fasziniere­nde, märchenart­ige Atmosphäre kreiert. Die Puppe der Hauptfigur Zitha spielt naturgemäß alle Schauspiel­er an die Wand (gegen Kinder, Tiere und Puppen hat man auf der Bühne keine Chance, denn sie spielen nicht, sie sind).

Das Geschehen wechselt zwischen Szenen und Erzählstim­me, was die bedrohlich­e Stimmung weiter verdichtet. Dass sich Haderlap nicht so recht zwischen Kunstsprac­he und DorfIdiom entscheide­n kann, mag das Zuhören schwierig machen, passt aber gut in den Ton der Aufführung.

Zu Beginn wirkt diese Bühnenerzä­hlung noch holprig und merkwürdig, doch nach und nach entfaltet sie eine enorme Sogwirkung. Man weiß sofort: Etwas Furchtbare­s wird passieren – und ist dann dennoch überrascht, auf welche Weise es passiert.

Die Schluss-Szenen sind schrecklic­h und zart zugleich und gehören zum Besten, was derzeit im Theater zu sehen ist. Das Ensemble rund um Seyneb Saleh spielt sehr gut.

Einziges Manko: Die Puppen-Szenen am Boden sind für das Publikum nur eingeschrä­nkt sichtbar.

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