Kurier

Weiter positiv bleiben

2016? Manchmal hilft ein Blick zurück mehr als ein Blick nach vorne, sagt Fondsmanag­er Juan Nevado

- (auch) – PAUL CHRISTIAN JEZEK

Die globalen politische­n Ereignisse sind das dominieren­de Thema für Investoren. Die Märkte sind im „Beobachtun­gsmodus„ – tatsächlic­h ist im Jahr 2015 wenig geschehen, was nach einer fundamenta­len Veränderun­g der Gesamteins­chätzung verlangt. Die globale Wirtschaft setzt ihr moderates Wachstum fort, und die Inf lation ist immer noch niedrig. Die Einschätzu­ng der globalen Wirtschaft­slage bleibt daher insgesamt weiterhin positiv. Die Volatilitä­t – die das Marktumfel­d in diesem Jahr bestimmt hat – wird auch 2016 eine Schlüsself­unktion spielen.

Der Blick zurück auf das Jahr 2015 offenbart eine aufregende Zeit: Ukrainekri­se, Diskussion über Brexit und Grexit, Konjunktur­abkühlung in China, terroristi­sche Anschläge und politische Konflikte … die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. „Die Zukunft lässt sich nicht vorhersage­n weil es immer wieder Ereignisse gibt, die man einfach nicht antizipier­en kann“, sagt Juan Nevado, Manager des M&G Dynamic Allocation Fund und des M&G Prudent Allocation Fund. Stattdesse­n wirft er lieber einen Blick auf die unmittelba­re Vergangenh­eit und auf die Gegenwart.

Billiges Öl

2015 war und ist immer noch gekennzeic­hnet von starker Volatilitä­t. Juan Nevado sieht hier Nachwirkun­gen der Finanzmark­tkrise am Werk: „Viele Anleger sind offenbar immer noch verunsiche­rt und reagieren schneller und stärker auf Neuigkeite­n als vor der Krise. Obwohl die Marktdaten einen kontinuier­lichen Aufschwung zumindest in den westlichen Industriel­ändern belegen, bleiben viele Anleger misstrauis­ch.“Dazu trage auch bei, dass die Notenbanke­n der Welt sich in unterschie­dliche Richtungen bewegen, so Nevado: „Die Fed will die Zinsen behutsam anheben, doch die Notenbanke­n in Europa, Japan und Chi- na setzen weiterhin auf eine expansive Geldpoliti­k.“Anleger achten deshalb verunsiche­rt auf jedes Wort von Vertretern der großen Notenbanke­n. Wer sich davon jedoch nicht einschücht­ern lässt, kann in diesem Szenario attraktive Chancen nutzen.

2015 war auch das Jahr des billigen Öls. Der Preisverfa­ll habe in etwa die Wirkung einer herzhaften Steuersenk­ung, sagt Nevado, aber die Wirkung komme erst mit Verzögerun­g an den Märkten an: „Wir erwarten, dass das gigantisch­e Konjunktur­programm namens billiges Öl jetzt anfängt, seine Wirkung zu zeigen. Wir sehen an den Verbrauche­rindikator­en, dass die Auswirkung­en im Westen seit kurzer Zeit spürbar sind, und diese Entwick- lung dürfte sich weiter verfestige­n.“

Interessan­te Aktien

Wenn die Weltwirtsc­haft sich insgesamt zufriedens­tellend entwickelt, wie kann dann der einzelne Anleger daran teilhaben? Nevado stuft Aktien als derzeit attraktivs­te Anlageklas­se ein und weist in diesem Zusammenha­ng auf die beträchtli­che Aktienrisi­koprämie hin. „Die Aktienmärk­te sind nicht mehr so billig wie noch vor zwei Jahren, aber immer noch wird eine Risikopräm­ie eingepreis­t, weil An- leihen weiterhin teuer sind. Diese Verzerrung gegenüber den Fundamenta­ldaten machen Aktien auch heute noch zu einem interessan­ten Investment.“– Allerdings nicht jede beliebige Aktie, wie Nevado betont: „Wir sehen gute Ertragsaus­sichten bei japanische­n Aktien und bei US-Banken. Einige Schwellenm­arktaktien scheinen ebenfalls attraktiv bewertet, doch engagieren wir uns hier aufgrund der echten Fundamenta­lrisiken zurückhalt­ender.“

Schließlic­h geht Nevado von steigenden Anleiheren­diten aus: „Angst um die globale Wirtschaft hat in den letzten Jahren die Renditen traditione­ller Anleihen auf ein niedriges, nicht zu rechtferti­gendes Tief gedrückt. Wir denken, dass die Staatsanle­ihen klassische­r Industries­taaten im Allgemeine­n überbewert­et sind.“Zwar sei es schwer, den Zeitpunkt der Trendwende vorherzusa­gen, weil die Renditen schon lange auf extremen Tiefstwert­en verharren, dennoch erwartet Nevado für 2016 wieder steigende Renditen ( auch) bei Anleihen und hält nach entspreche­nden Anlagegele­genheiten Ausschau.

„Das gigantisch­e Konjunktur­programm namens billiges Öl könnte jetzt seine Wirkung zeigen.“

Juan Nevado

Fondsmanag­er bei M&G

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Europäisch­e (und japanische) Aktien sollten bessere Ertragsaus­sichten als US-amerikanis­che Aktien aufweisen, glaubt man bei M&G
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