Das neue alte Versicherungs-Denken
Strategien. Eine Branche überdenkt ihre Geschäftsmodelle und besinnt sich ihrer ureigensten Aufgabe
Das gesamtwirtschaftliche Umfeld war für die Lebensversicherung auch im Jahr 2014 schwierig: Das verfügbare Realeinkommen der privaten Haushalte stagnierte ebenso wie deren Sparquote. Gleichzeitig erreichten die Renditen für sichere Veranlagungsformen neue Tiefstwerte. Trotz ungünstiger Rahmenbedingungen expandierten Kapital- und Kreditrestschuldversicherungen laut WIFO-Monatsbericht 9/2015 deutlich. Diese Entwicklung kam nicht ganz unerwartet, weil die gesetzliche Mindestlaufzeit für Einmalerläge in der Lebensversicherung mit 1. März 2014 von 15 auf 10 Jahre verkürzt worden war, sofern die Begünstigten beim Vertragsabschluss das 50. Lebensjahr vollendet haben. Abreifende Polizzen wurden 2014 von Privathaushalten vorwiegend in risikoarme Lebensversicherungsprodukte reinvestiert. Dieser Effekt verstärkte den erhöhten Anreiz aus der verkürzten Mindestlaufzeit von Einmalerlägen und führte dort zu einem sprunghaften Anstieg der Prämien
Der Immobilien-Boom
Die dynamische Entwicklung des Neugeschäftes in der Kreditrestschuldversicherung ist eine weitere Konsequenz der aktuellen Niedrigzinsphase – niedrige Veranlagungsrenditen und Finanzierungskosten schlagen sich hierzulande in einer stürmischen Nachfrage nach Immobilien nieder. Zwischen dem Beginn der Finanzmarktkrise im Februar 2007 und dem I. Quartal 2015 stiegen die Immobilienpreise österreichweit um 47,1%
während sich die Verbraucherpreise um nur 17,4 % erhöhten.
Getrieben durch günstige Finanzierungsbedingungen wurden Immobilien im Jahr 2014 vermehrt kreditfinanziert. Die Neuvergabe von Krediten für die Wohnraumbeschaffung belebte sich 2014 spürbar (+ und die ausstehenden Verpflichtungen wurden mit einer Kreditrestschuldversicherung abgesichert. Eine merkliche Ausweitung der Lieferforderungen nichtfinanzieller Unternehmen verlieh der Kreditrestschuldversicherung einen zusätzlichen kräftigen Impuls.
Was bedeutet dieses Umfeld aus anhaltender Niedrigzinsphase, umfangreichen regulatorischen Maßnahmen und wachsenden individuellen Ansprüchen der Konsumenten nun für die Versicherungen? Sie denken vielfach um – weg vom Renditevergleich hin zu den eigentlichen Aufgaben.
Vielfach wird die klassische Lebensversicherung kritisch hinterfragt, einige Anbieter haben sie sogar schon zur Gänze aus dem Programm genommen. Alternativlösungen drängen auf den Markt – die DONAU beispielsweise agierte hier mit dem SmartGarant als Lösung ohne Garantiezins schon im Frühjahr 2013 als Vorreiter.
Daseinsz eck on Assekuranzen
Die finanzielle Risikoabsicherung tritt also bei Personenversicherungen gegenüber Renditeerwartungen
klar in den Vordergrund. Die Versicherungen besinnen sich wieder stärker ihrer Aufgabe als Riskenabsicherer. Neue Produkte zu spezifischen Risiken sind im Vormarsch, wie z. B. neue Formen von Berufsunfähigkeitsversicherungen ( oder auch Lebens:Wert von Wüstenrot, die vor finanziellen Folgen bei der Diagnose „Krebs“schützen soll.
Mit Fokus auf die Entwicklung des Kapitalmarkts sieht die Branche ähnlich verhalten wie in den vergangenen Jahren auf 2016. „Die an- haltende Niedrigzinsphase stellt eine große Herausforderung in der Veranlagung für Versicherungen dar“, sagt DONAU-Generaldirektorin Elisabeth Stadler. Zu den ohnehin strengen gesetzlichen Veranlagungsbestimmungen zum Schutz der Kundengelder kommen verschärfte Eigenkapitalvorschriften. Vorbei sind die Zeiten, als Lebensversicherungen bessere Bankprodukte sein wollten bzw. sollten und vice versa. „Es ist nicht das Ziel einer Lebensversicherung, eine möglichst hohe Rendite zu erzielen, sondern biometrische Risiken abzudecken“, verlangt Stadler. „Das ist unsere primäre Aufgabe als Versicherung!“
Win-Win für Kunden
Die Möglichkeiten der Absicherung sind vielseitig, die Risiken und der Vorsorgebedarf ebenso. Als Kunde kann man heute wesentlich einfacher und prägnanter entscheiden, ob man nur für ein spezifisches Risiko vorsorgen will wie z. B. mit einer Hinterbliebenenvorsorge im Falle des vorzeitigen Ablebens: Nach Leistungsauszahlung erlischt die Versicherung.
Oder man verbindet mit der Risikoabsicherung auch Vermögensauf bau und setzt auf klassische Er- und Ablebensversicherungen – dann steht Geld zur Verfügung, auch wenn das Risiko nicht eintritt.
Unterm Strich werden also Absicherung schwerer Krankheiten Berufsunfähigkeit, Kreditabsicherung, Pflege etc. als spezielle Risiken wie auch USPs der Versicherungen zur Herausforderung und gleichzeitig zur großen Chance für die Branche.
Marktentwicklung