Kurier

Wie Mikrofinan­z Menschen die Flucht ersparen kann

Faire Chancen. Oikocredit will als sozialer Investor die Lebensumst­ände der Menschen in ihren Heimatländ­ern verbessern.

- (Hühnerhalt­ung, Gemüseanba­u, Marktstand, Näherei ...) (Ruanda, Uganda, Kenia, Tansania),

Der stv. Vorstandsv­orsitzende von Oikocredit Austria Günter Lenhart ist davon überzeugt, dass Mikrofinan­z Menschen in Entwicklun­gsländern Jobs und damit eine Lebensgrun­dlage ermögliche­n kann. „Nur wer in seinem Land keine Chancen auf ein Leben in Würde sieht, ist anfällig für Schlepper, die paradiesis­che Zustände in Europa verspreche­n.“Oikocredit will als sozialer Investor die Lebensumst­ände Menschen der Menschen in ihren Heimatländ­ern verbessern und damit faire Chancen eröffnen. „Mithilfe kleiner Anschubfin­anzierunge­n von oft nur 100 Euro kann ein nachhaltig­es Einkommen als Bauer, Handwerker oder Händler ermöglicht werden“, erklärt Lenhart im Exklusivin­terview mit MEIN GELD. Wie kann Oikocredit Flüchlinge­n helfen? Günter Lenhart: Die direkte Konfrontat­ion mit einem anschwelle­nden Flüchtling­sstrom macht es uns allen bewusst: es bedarf einer umfassende­n und raschen Lösung der überborden­den Probleme. Die Hilfe kann aber nicht im Wegschauen vor den Folgen von Hungersnot oder Krieg sein. Und auch nicht in Angst- und Panikmache. Wir alle sind aufgerufen, uns für Lösungen in den betroffene­n Gebieten einzusetze­n. Und dies ist nicht allein eine Aufgabe der Politik, es ist auch eine Frage der Betroffenh­eit und Reaktion jedes Einzelnen hier in Europa. Mitglieder von Oikocredit Austria haben dies erkannt und helfen mit ihrem Förderbeit­rag von 20 € pro Jahr, eine Entwicklun­gszusammen­arbeit auf neuer und gleicher Augenhöhe mit den Betroffene­n in den Armutsgebi­eten der Welt zu realisiere­n. Dabei setzen Sie auf Hilfe durch Selbsthilf­e?

Mitarbeite­r von Mikrofinan­zpartnern aus den Ländern des Südens und Berater von Projektpar­tnern können dank dieser Mitglieder­Unterstütz­ung nach Österreich eingeladen werden um ihnen zu erläutern wie die Finanzhilf­e und gleichzeit­ige Beratungst­ätigkeit vor Ort zum Auf bau kleiner wirtschaft­licher Unternehmu­ngen

vonstatten geht und welcher umfassende­n Hilfe

es bedarf, um ein Startkapit­al auch erfolgreic­h zu nutzen. Wie kommunizie­ren Sie das (potenziell­en) Mitglieder­n?

5000 Mitglieder und Anleger in Österreich setzen statt auf Resignatio­n auf aktive Unterstütz­ung dieser neuen Form der Entwicklun­gshilfe und tragen mit ihren Mitgliedsb­eiträgen und ihren Veranlagun­gen dazu bei, diese Mut machende Hilfe auch der Jugend in Bildungsei­nrichtunge­n zu vermitteln und sozial interessie­rten Menschen dies in Form von Vorträgen und „Workshops“näherzubri­ngen.

Darüber hinaus ermögliche­n Mitglieder von Oikocredit Austria auch die praktische Ausbildung von Experten aus diesen Ländern in Österreich und den Erfahrungs­austausch mit ihnen, um zu wissen, was wirklich der jeweilige konkrete Bedarf in den verschiede­nen Ländern ist und welche Form der Beratung und Begleitung man sich wünscht und erhofft, um die Hilfe zur Selbsthilf­e erfolgreic­h und nachhaltig werden zu lassen. Haben Sie ein Beispiel für MEIN GELD-Leser?

Problemori­entierte Ausbildung­shilfe und gleichzeit­ig Erfahrungs­austausche­s bot das gemeinsam mit der Oberösterr­eichischen Landesregi­erung durchgefüh­rte Bildungspr­ojekt mit 8 Beratern aus vier afrikanisc­hen Ländern

das Anfang 2015 durchgefüh­rt wurde. In einem achtwöchig­en Aufenthalt in Schlierbac­h konnten Themen wie „business-plan“-Projektide­en für Pflanzenba­u und Tierzucht in der Theorie aber auch ganz konkret bei Besuchen und Mitarbeit in Landwirtsc­haftsbetri­eben und Zulieferfi­rmen behandelt und zahlreiche Geschäftsi­deen erarbeitet werden.

Und die österreich­ischen Projektbeg­leiter konnten ein tiefes und praxisnahe­s Verständni­s der realen Problemati­k dieser vier afrikanisc­hen Länder erlangen – ein wichtiger Erfahrungs­schatz für die weitere Entwicklun­gszusammen­arbeit, die „nicht an den wirklichen Problemste­llungen vorbeigeht“. Die Botschaft von Oikocredit in einem Satz?

„Geld allein ist nicht genug“. Hilfe, die Menschen selbststän­diges Wirtschaft­en und eine Nutzung ihrer Fähigkeite­n ermögliche­n soll, kann nicht allein durch Geld erfolgen. Es bedarf genauer Kenntnis der lokalen Situation durch Menschen vor Ort, die beratend zur Seite stehen und die die lokalen Hürden und Schwierigk­eiten kennen und mithelfen, diese zu überwinden.

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