Aus Beratersicht sind „Garantie“und „Sicherheit“bereits Auslaufmodelle
Gastkommentar. Es gibt keine risikolose Geldanlage mehr, warnt Hermann Stöckl, GF der VPI GmbH.
Wenn mich heute ein Kunde nach einer risikolosen Geldanlage fragt, muss ich passen. Es gibt eigentlich keine mehr. Obwohl der Garantiezins auf eine klassische Lebensversicherung mit Jahreswechsel von 1,5 auf 1% gesenkt wird, bieten die Versicherer dieses Produkt kaummehran.Zumeinen,weil eine Garantie über die gesamte Laufzeit im aktuellen Niedrigzinsumfeld kaum mehr abgebildet werden kann, zum anderen, weil das Produkt für die Kunden aufgrund strengerer rechtlicher Vorgaben und vor dem Hintergrund einer - über die Jahre gesehen - durchschnittlich 2%-igen Inflationsrate zu einem realen Verlustgeschäft werden könnte.
Dabei trifft vor allem die Höherdotierung der seit 2013 zu bildenden Zinszusatzrückstellungen die Lebensversicherer an einer wunden Stelle: Ursprünglich sollten Österreichs Lebensversicherer 700 Mio. Euro binnen zehn Jahren zur Seite legen, nun müssen es bis zum Jahr 2021 knapp 1,5 Mrd. sein. Bis zum Jahresende wird man bei rund 330 Mio. stehen, gut 1,1 Mrd. Euro fehlen dann noch. Diese Rücklagen sollen zur Hälfte durch eine Reduktion der DividendenundzuranderenHälfte durch eine Kürzung der Gewinnbeteiligung aufgebracht werden. Normalerweise gehen rund ein Zehntel des Gewinns an die Aktionäre, und die restlichen 85 % an die Versicherungsnehmer in Form der Gewinnbeteiligung, die auf den Garantiezins draufgeschlagen wirdunddamiteinehöhereGesamtverzinsung ermöglicht. Dieser Aufschlag fällt nun aber teilweise weg, womit demKunden nicht viel mehr als der Garantiezins bleibt und der liegt unterhalb der durchschnittlichen Inflationsrate.
Garantien ohne Wert
Das bisher als „sicher“eingestufte Sparbuch verdient diese Zuordnung derzeit ebenfalls nicht mehr. Denn die Verzinsung liegt deutlich unter der Inf lationsrate, was langfristig zu einem realen Wertverlust führt. Auch Bankanleihen sind heute keinesfalls mehr ein Garant für Sicherheit. Und die teuer erkauften Garantien innerhalb einer fondsgebundenen Lebensversicherung halten ebenso nicht immer ein, was sie versprechen. Selbst Landes- und Staatshaftungen werden wertlos, wenn die Politik sich nicht an die Zusagen hält.
Es ist daher höchste Zeit, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir unseren Kunden das Thema „Risiko“in Zukunft näherbringen wollen. Denn Risiko ist per se nichts Schlechtes, man muss es nur kontrolliert und gezielt einsetzen. Leider haben wir unsere Kunden viel zu lange im Glauben gelassen, dass wir ihnen eine „Vollkasko für jeden Lebens- bereich“bieten können. Das hat nicht funktioniert und wird auch in Zukunft nicht funktionieren.
Vielmehr ist es heute mehr denn je ein Teil unserer Verantwortung gegenüber unseren Kunden, die Dinge beim Namen zu nennen und Risiken transparent zu machen. Wenn Kunden verstehen, wo das Risiko einer Veranlagung liegt und wann es schlagend wird, haben sie auch die notwendige Entscheidungskompetenz.