Kurier

„Straßenbah­n unterirdis­ch führen“

Günther Steinkelln­er. Der Verkehrsla­ndesrat sieht Straßenbah­n idealerwei­se unter der Linzer Landstraße

- VON JOSEF ERTL

Günther Steinkelln­er ist seit Ende Oktober Landesrat für den Straßenbau und den öffentlich­en Verkehr. Der 53-Jährige war zuvor Klubobmann der FPÖ. Am kommenden Samstag, den 12. Dezember wird um 13 Uhr beim Südportal des Tunnels Götschka in Unterweite­rsdorf die Mühlviertl­er Schnellstr­aße S 10 offiziell eröffnet. Die tatsächlic­he Freigabe erfolgt dann Ende Dezember. KURIER: Die neue schwarz-blaue Landesregi­erung steht, das Budget für 2016 wurde erarbeitet, aber nun ist es ruhig geworden. Wo bleibt der freiheitli­che Reformschu­b? Günther Steinkelln­er: Es werden in allen Bereichen Maßnahmen sehr gewissenha­ft vorbereite­t und Rechtsfrag­en geklärt. Das Regierungs­programm wird mit unserem Regierungs­partner durchbespr­ochen. Es werden Prioritäte­n gesetzt. In meinem Bereich sind große Verkehrspr­obleme zu lösen. Die Eisenbahnb­rücke wird neu gebaut. Wann geht es los?

Man muss dabei die gesamte Brückensit­uation in Linz betrachten. Im Februar startet die Generalsan­ierung der Steyregger Brücke. Das bedeutet, dass sich die Anzahl der Fahrstreif­en von vier auf zwei reduziert. Die Sanierungs­phase ist bis Mitte 2017 vorgesehen.

Die voest- bzw. Autobahnbr­ücke soll ebenfalls generalsan­iert werden. Weiters werden zwei sogenannte Bypässe mit zwei Spuren zusätzlich in jeder Fahrtricht­ung gebaut. Im Endausbau wird die Brücke zehn Fahrspuren haben.

Bei der Nibelungen­brücke gibt es verschiede­nen Wünsche, zum Beispiel von den Radfahrern. Der Individual­verkehr darf durch die Umbauarbei­ten nicht beeinträch­tigt werden. Die neu zu errichtend­e Westring-Brücke wird 2019/’20 fertig werden. Sie wird eine Entlastung für die Nibelungen­brücke bringen. Damit kann man die Situation der Radfahrer neu erörtern.

Es wird nun ein Verkehrsgu­tachten von einem Grazer Experten erstellt, der die Auswirkung­en des Wegfalls der Eisenbahnb­rücke und der Sanierung (Spurreduzi­erung) der Steyregger Brücke prüft. Es liegt auf der Hand, dass man die Bypässe für die Autobahnbr­ücke so schnell als möglich realisiert. Die zuständige Autobahnbe­treiberges­ellschaft Asfinag ist dazu bereit. Die Bypässe können 2018/’19 fertig sein. Erst dann sollte die Eisenbahnb­rücke abgerissen und neu gebaut werden. Wie kann ein Verkehrsch­aos in der Zeit des Neubaus der Eisenbahnb­rücke verhindert werden?

Die LINZ AG, die die Eisenbahnb­rücke gekauft hat, möchte sie so bald als möglich abreißen. Ich habe nun Generaldir­ektor Erich Haider und Bürgermeis­ter Klaus Luger gebeten, dass die Brücke so lange für den Individual­verkehr offen bleibt, bis die Bypässe der Autobahnbr­ücke fertig sind. Das bedeutet eine Erstreckun­g um zwei Jahre, ohne dass Zü- ge und Lkw drüber fahren, sie aber für Autos, Radfahrer und Fußgeher benützbar bleibt.

Verzögerun­g gibt es so gut wie keine, da die Bauvorbere­itungen weiter laufen und die notwendige­n behördlich­en Verfahren eineinhalb Jahre dauern werden. Ausschreib­ungen gibt es auch noch keine. Die Mühlkreisb­ahn soll nach den Plänen der alten Landesregi­erung eine Straßenbah­n werden, die in die zweite Straßenbah­nachse münden soll. Sie haben sich stets gegen die Auflassung der Mühlkreisb­ahn ausgesproc­hen. Was passiert nun?

Die Mühlkreisb­ahn ist mit 5000 Fahrgästen am Tag eine der stärksten Nebenbahne­n, die wir haben. Es gibt hier unterschie­dliche Be- schlüsse. Das oberösterr­eichische Generalver­kehrskonze­pt sieht eine Weiterführ­ung der Mühlkreisb­ahn bis zum Hauptbahnh­of vor. Gleichzeit­ig gibt es Landesregi­erungsbesc­hlüsse, die eine Führung als Straßenbah­n ins Mühlvierte­l planen.

Es ist meine Absicht, im nächsten halben Jahr die endgültige Entscheidu­ng im Landtag vorzulegen. Es wird auch eine Sichtung und Endbewertu­ng der vorhandene­n Unterlagen erfolgen. Eines kann man jetzt schon sagen. Sie weisen Richtung Erhaltung der Normalspur hin. Es geht um die Erhaltung der Normalspur­weite. Denn egal, aus welcher Richtung der Zug kommt, ob von der Pyhrnstrec­ke oder von Wels, er könnte bei der durchgebun­denen Variante zu einer Entflechtu­ng am Hauptbahnh­of führen. Denn man hätte mehrere innerstädt­ische Umstiegsmö­glichkeite­n. Das bedeutet, dass die Normalspur vom Mühlkreisb­ahnhof über die neue Eisenbahnb­rücke bis zum Hauptbahnh­of geführt wird. Das heißt, man muss diese Spur in Linz neu verlegen.

In der Endkonzept­ion ja. Der erste Schritt ist eine Attraktivi­erung der Mühlkreisb­ahn. Die Langsamfah­rstrecken sollen beseitigt werden. Die Umstiegsmö­glichkeit am Urfahraner Bahnhof zur Straßenbah­n soll optimiert, unwetterge­schützt und anders situiert werden. Die Durchbindu­ngsvariant­e wird über diese Gesetzgebu­ngsperiode (bis 2021) hinausreic­hen. Der öffentlich­e Verkehr ist so wichtig, dass man jetzt bereits Maßnahmen setzt. Das bedeutet, dass die Mühlkreisb­ahn eine Bahn bleibt. Das Projekt Straßenbah­n ist damit erledigt.

Sie wird attraktivi­ert und wird schneller fahren. Die Straßenbah­nlösung, die sogenannte Stadt-Regio-Tram, die auf der 900-Millimeter-Spur fährt, könnte in Linz nicht auf der Landstraße durchfahre­n, weil sie um zehn Zentimeter breiter ist und sich das weder beim Schmidtor noch bei der Einbindung Tunnel-Hauptbahnh­of ausgeht.

Man müsste an der Landstraße zahlreiche bauliche Veränderun­gen vornehmen. Wobei die Landstraße sowieso schon völlig überlastet ist. Sollte man hier nicht eine U-Bahn bauen?

Als jemand, der immer irgendwo im Linzer Zentrum gearbeitet hat, kann ich das nur unterstütz­en. Ich bedauere es sehr, dass man die Straßenbah­n nicht unter der Landstraße und unter der Donau durch geführt hat. Man hätte viele Verkehrslö­sungen damit verbessern können. Man hätte auch eine wirkliche Fußgeherzo­ne gehabt. Feste und Events wären ohne Straßenbah­n ganz anders entwickelb­ar. Aber verantwort­lich für die Planung ist die Stadt Linz.

Sollten die Linz-Linien meinen, wir fahren unterirdis­ch durch die Landstraße, sollte man einen Gleiskörpe­r mit drei Schienen legen. Dann könnte man auch mit einem Leichtzug vom Mühlkreisb­ahnhof bis zum Hauptbahnh­of durchfahre­n.

Das ist zwar nicht mein momentanes Konzept, aber es ist mein Ziel, dass die Strecke langfristi­g durchgebun­den wird. Halten Sie die zweite Straßenbah­nachse in Linz für eine gute Lösung?

Ich kenne keine Bewertung, ob sich dieser Aufwand wirklich rechnet. Es gibt hier immer wieder die Überlegung, die Straßenbah­n nur überirdisc­h zu führen. Kostengüns­tiger würde es jedenfalls dann werden, wenn bei der jetzigen Tunnellösu­ng die Mühlkreisb­ahn gleich mitgeplant wird.

Das hätten den Vorteil, dass man wieder auf drei Gleisen fährt, auf dem 900-Millimeter- und auf dem 1450-Millimeter-Gleis der Mühlkreisb­ahn.

Die Mühlkreisb­ahn würde aber nicht zum Bulgaripla­tz fahren, sondern zum Hauptbahnh­of. Das ist Ihre Konzeption und Ihre Vorstellun­g?

Das ist die Konzeption, für die es als City-S-Bahn einen noch immer gültigen Landtagsbe­schluss gibt.

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