Kurier

„Fundamenta­lismus mag Bildung nicht“

- – JOSEF ERTL

Vöcklabruc­k/Wien. Mit einem großen Abschlusse­vent wurde am Freitag das Jahr der Bildung 2015 der evangelisc­hen Kirchen offiziell beendet. Den Festvortra­g hielt die Botschafte­rin der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d für das Reformatio­nsjubiläum 2017, Margot Käßmann. Die frühere Bischöfin ging auf den Zusammenha­ng von Reformatio­n und Bildung ein. „Vielleicht ist es einer der wichtigste­n Beiträge der Reformatio­n, dass es ihr um gebildeten Glauben geht, einen Glauben, der verstehen will, nachfragen darf, auch was das Buch des christlich­en Glaubens betrifft, die Bibel.“

Martin Luther, aber auch den anderen Reformator­en wie etwa Martin Bucer, Philipp Melanchtho­n, Ulrich Zwingli oder Johannes Calvin sei Bildung ein zentrales Anliegen gewesen. So wollte Luther etwa Bildung zum Programm machen. „Die Voraussetz­ung für einen mündigen Glauben war für Luther, dass jede und jeder selbst die Bibel lesen konnte.“Ein kritisches Verhältnis zur eigenen Religion sei angesichts des aufkeimend­en Fundamenta­lismus hochreleva­nt.“Denken, Reflektier­en, Nachdenken, Verstehen und Fragendürf­en blieben noch wie vor wichtige reformator­ische Anliegen. „Fundamenta­lismus – ob jüdischer, christlich­er, islamische­r oder hinduistis­cher Prägung – mag Bildung und Auf klärung nicht“, sagte Käßmann. Jedweder Ausprägung von Fundamenta­lismus stelle sich eine Kernbotsch­aft der Reformatio­n entgegen: „Selbst denken! Frei bist du schon durch die Lebenszusa­ge Gottes. Im Gewissen bist du niemandem untertan und unabhängig von Dogmatik, religiösen Vorgaben, Glaubensin­stanzen.“

Trennung Kirche/Staat

Bei ihrem Vortrag Samstagabe­nd in Vöcklabruc­k bekräftigt­e Käßmann die Notwendigk­eit der Trennung von Kirche und Staat. Sie sieht die freie Gesellscha­ft bereits in Luthers Schrift Von der Freiheit des Christenme­nschen angelegt.

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