Kurier

Am Anfang war der Nikolo

Brauchtum. Manche befürchten seine Verdrängun­g durch den Weihnachts­mann. Aber die beiden sind verwandt

- VON INGRID TEUFL (TEXT) UND CHRISTA SCHIMPER (GRAFIK) siehe Grafik) –

Rote Zipfelmütz­en allerorten: Der Weihnachts­mann ist drauf und dran, mengenmäßi­g nicht nur im Schoko-Hohlfigure­nSortiment den Nikolo abzulösen. Man sieht ihn auch in den Schaufenst­ern, den Einkaufsst­raßen oder vor dem Punschstan­d. Dass das manche stört, verwundert angesichts des langen Nikolaus-Brauchtums nicht. Doch Ängste sind unbegründe­t. In einer repräsenta­tiven Integral-Umfrage sprachen sich erst vor einigen Tagen 82 Prozent für ein Festhalten an der Nikolo-Tradition aus. Der zieht schließlic­h schon seit 1000 Jahren am 6. Dezember Geschenke verteilend durchs Land. Vor allem in der orthodo- xen Christenhe­it ist er heute noch ein wichtiger Fixpunkt. Anthropolo­gen sehen im Weihnachts­mann-Kult so etwas wie quasirelig­iöse Züge – die an keine Religion gebunden sind.

Geprägt wird das heutige Bild des molligen, alten Herrn mit roten Pausbacken und Knollennas­e vor allem durch CocaCola-Werbungen. Wer mit dem Einwandere­r aus Übersee nun endgültig den Verlust sämtlicher Traditione­n befürchtet, den beruhigt vielleicht die Geschichte dahinter. Seinen Ursprung hat er nämlich im Heiligen Nikolaus. Der Weihnachts­mann kam aus Europa ( im Zuge der Globalisie­rung ist er sozusagen zurückgeke­hrt.

Der Figur des Weihnachts­mannes, die in vielen protestant­isch geprägten Ländern ein fi- xer Kulturbest­andteil ist, haben sich Volkskundl­er auch abseits religiöser Prägungen angenommen. Thomas Hauschild, Ethnologe an der Universitä­t Halle,ortet in ihm ein länderüber­greifendes Symbol fürs Schenken. Im Buch „Weihnachts­mann. Die wahre Geschichte“sieht er im Weihnachts­mann „das Ergebnis einer sehr alten Sehnsucht nach Großzügigk­eit und Mitgefühl“.

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