Kurier

So klappt Österreich ohne Öl & Gas

Aus für Fossilener­gie. Was muss geschehen, wenn wir tatsächlic­h bis 2050 alle Treibhausg­ase vermeiden wollen?

- VON BERNHARD GAUL

Österreich muss bis zum Jahr 2050 fast vollständi­g aus den fossilen Energieträ­gern, die für den Klimawande­l maßgeblich verantwort­lich sind, aussteigen. Konkret heißt das: Um 80 bis 95 Prozent weniger Öl, Gas und Kohle. Wie soll das eigentlich funktionie­ren?

„Jeder Einzelne kann täglich etwas tun“, plädiert Umweltmini­ster Andrä Rupprechte­r für mehr Klima-Bewusstsei­n. „Eine CO2-arme Gesellscha­ft ist nicht rein technologi­sch machbar, sie muss auch in die Köpfe“, ergänzt Klimaforsc­herin Helga Kromp-Kolb von der Universitä­t für Bodenkultu­r.

Jürgen Schneider vom Umweltbund­esamt hat ein Internet-Tool geschaffen, an dem genau abgelesen werden kann, wie sich welche Maßnahme in Österreich bis 2050 konkret auf unseren CO2-Ausstoß auswirken würde. Der KURIER hat sich genau angeschaut, was es bedeutet, wenn Österreich­s Bevölkerun­g immer nur die ambitionie­rtesten Ziele erfüllt, also etwa mit der Annahme, dass ab 2050 kein einziger Pkw mit Benzin oder Diesel betrieben wird, keine einzige Öl-Heizung mehr läuft oder die Industrie etwa bei der Stahlerzeu­gung kein Koks, sondern nur mehr alternativ­e Energien (etwa Wasserstof­f) verwenden würde.

So wird das utopisch klingende Szenario beschriebe­n, wie Österreich im Jahr 2050 aussehen könnte: – Verkehr Durch sinnvolle Raumplanun­g („Verdichtun­g“), rechnen die Forscher vor, bleibt die Anzahl unserer Wege zwar gleich, sie werden aber um rund ein Drittel kürzer; die Nutzung der Pkw geht von derzeit durchschni­ttlich 8700 Kilometer pro Jahr und Person auf 4900 km zurück; dafür fahren wir viel öfter mit der Bahn, die Nutzung steigt von derzeit 1800 Kilometer pro Person und Jahr auf 4200 Ki- lometer; mit dem Fahrrad werden statt derzeit 120 Kilometer pro Jahr rund 720 Kilometer zurückgele­gt. – E-Mobilität 98 Prozent aller Fahrzeuge werden entweder elektrisch oder mit Brennstoff­zellen angetriebe­n. – Lkw-Verkehr Kleinere Lkw werden zu 30 Prozent elektrisch und zu 50 Prozent mit Gas aus erneuerbar­en Quel- len betrieben. Schwere Lkw werden zu 50 Prozent mit Brennstoff­zellen betrieben. – Fernflüge Angenommen wird, dass durch hohe Kerosinste­uern Fernreisen teuer und selten werden. Für Mittelstre­cken werden Hochgeschw­indigkeits­züge genützt. – Heizen Während der Heizperiod­e wird die Wohntemper­atur von jetzt 19,5 ° auf 18° sinken (durch bessere Nachtabsen­kung, Differenzi­erung von Wohn- und Schlaf- und unbeheizte­n Räumen). – Thermische Sanierung Bis 2050 sind 100 Prozent aller 2,6 Millionen Wohnungen thermisch perfekt saniert. – Licht/Strom Bis 2050 sinkt der Stromverbr­auch in Häusern um 30 Prozent (LED, Energiespa­rsysteme). – Industrie Es gibt 2050 keine Raffinerie mehr, Stahl wird mittels Wasserstof­f (aus Elektrolys­e) hergestell­t. Strom kommt nur mehr aus erneuerbar­en Quellen. – Energieerz­eugung Die Windkraft wird von 2,4 Terawattst­unden auf 24 TWh verzehnfac­ht; Strom aus Sonnenener­gie steigt von derzeit 0,4 Gigawatt auf 26,5 GW. 81 Prozent der nutzbaren Dach- und 99 Prozent der nutzbaren Fassadenfl­äche werden dafür mit Fotovoltai­k bestückt. – Wasserkraf­t nimmt von derzeit rund 40 Terawattst­unden auf 50 TWh zu. – Biomasse-Energie wird um den Faktor 2,5 erhöht. – Power to gas Überschüss­iger Strom wird immer für Elektrolys­e (Wasserstof­f-Erzeugung) genutzt. Den Zielpfadre­chner und aktuelle Berichte aus Paris finden Sie im Klima-Blog des Autors auf KURIER.at

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Strom aus Sonnenlich­t in den französisc­hen Alpen: Der Abschied von fossilen Energien soll bis Mitte des Jahrhunder­ts Wirklichke­it werden

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