„Ältere sollen sich was zutrauen“
Steiermark. Engagierte 64-Jährige promoviert „sub auspiciis“. Auslöser war Tanzprofi Willi Gabalier
„So etwas plant man nicht. So etwas passiert.“Elisabeth Brenner lacht, wenn sie erzählt, wann sie dieses Etwas so richtig erfasst hat. „Als meine Dissertation mit Sehr gut begutachtet war und mich die Professorin gefragt hat: Wie waren Sie in der Schule?“Da hat die Steirerin ihre Zeugnisse gesucht − aus den 1960er-Jahren: Brenner ist 64 und promoviert „sub auspiciis“, also im Beisein des Bundespräsidenten.
Das ist bei jüngeren Semestern schon selten, bei Seniorstudenten ein Novum. Im Wintersemester 2005 be- gann die ehemalige BHS-Lehrerin für Englisch und Mathematik an der Uni Graz Kunstgeschichte zu studieren. Vier Jahre später war sie Magistra, Donnerstag wird sie zur Doktorin. Sämtliche Prüfungen mit Sehr gut benotet, auch in der Schulzeit Vorzugsschülerin, die durchschnittliche Studiendauer eingehalten: Die Voraussetzungen für die „sub auspiciis“-Promotion hat sie erfüllt.
Dem Rummel um ihre Person stehe sie etwas „indifferent“gegenüber, gesteht Brenner ein. „Aber ich bekomme dadurch die Möglichkeit, zu wirken. Ich möchte die regionale Kunstgeschich- te stärken und älteren Herrschaften mitgeben, dass sie sich was zutrauen sollen.“
Wichtige Forschung
Gerade Seniorstudenten könnten wertvolle Forschung betreiben, betont Brenner, die über die romanischen Ursprünge des Stiftes Rein schrieb. „Aufgrund finanzieller Unabhängigkeit können sich Senioren mit Dingen befassen, die Junge nicht machen können. Dinge, wo kein Geld für die Forschung da ist, aber Dokumentation wichtig ist.“
Ehrungen sind für die 64Jährige gar nicht so selten. Ein Ehrenzeichen für ihre Leistungen im Sport hat sie bereits, ebenso eine Auszeichnung für ehrenamtliche Arbeit sowie das Goldene Ehrenzeichen des Landes für ihre Forschung. Gemeinsam mit ihrem Mann leitet Brenner zwei Tanzklubs und trainiert Turniertänzer.
Über einen Tänzer rutschte sie auch in das neue Fach: Profi Willi Gabalier, selbst Kunsthistoriker, nahm seine Trainerin auf die Uni mit. „Ich hab’ vorher keine Affinität zu Kunst gehabt“, schmunzelt Brenner. „Aber ich hab’ keine 14 Tage gebraucht, um zu wissen, in der Kunstgeschichte, im Mittelalter, bin ich zu Hause.“