Heimische Rockerszene wächst wie nie zuvor
Expansionskurs. Neue Gruppierungen und ein Friedensschluss – die Szene ist in Bewegung
Im heurigen Jahr kam gewaltige Bewegung in die bislang eher ruhige MotorradrockerSzene in Österreich. Während sich ein Bandidos-Ableger in Salzburg de facto auflöste, drängten mit den United Tribuns und den Red Dogs zwei neue Gruppierungen in die Szene. Die Bikergangs stehen im Visier der Polizei, einige von ihnen werden als „kriminelle Organisationen“eingestuft.
Vor allem die Tribuns scheinen nun zur bestimmenden Kraft zu werden. Sie haben heuer „Filialen“– soge- nannte Chapter – in Wien, Graz, Innsbruck, Villach, Wels und Bregenz gegründet. „Wir sind eine Armee“, kündigten sie bei einem Treffen mit dem KURIER im Sommer an. Mit Kriminalität will die Bruderschaft offiziell nichts zu tun haben, in Deutschland gab es aber bereits reihenweise Prozesse; die Latte der Vorwürfe reicht von Erpressung bis Menschenhandel. Österreich gilt als „Brücke“zwischen Deutschland und Bosnien, wo die beiden (wegen Verdacht des Menschenhandels) per Haftbefehl gesuch- ten Präsidenten sitzen. Hierzulande blieben die Tribuns bisher unauffällig.
Hells Angels
Sie haben Frieden mit den Hells Angels geschlossen, der beim jährlichen Treffen der Höllenengel in Griechenland abgesegnet wurde. Die Angels haben aber ein Überalterungsproblem und setzen nun offenbar auf einen jungen Supporter-Club, die Red Dogs. Diese reagieren (wie die Angels) auf Presseanfragen ablehnend. Die „roten Hunde“sind seit dem Früh- jahr in Graz aktiv und haben seit einigen Tagen eine „Filiale“in Wien-Rudolfsheim.
Hinter den Kulissen versuchen die einzelnen Clubs, kleinere zum Überlaufen zu überreden. Sogenannte „Patchovers“sind ein beliebtes Mittel der Expansion. Wohin diese führt, ist unklar. Es ist aber davon auszugehen, dass mit der Zahl der Clubs auch die Rivalitäten steigen werden. Betätigungsfelder sind Rotlicht, Konzerte und Tattooshops als legaler sowie Drogen-, Waffen- und Menschenhandel als illegaler Bereich.