Kurier

So sexy kann man mit 800 Jahren sein Spät dran am Jüngsten Tag.

Die Fantasy-Trilogie endet mit Korruption im Himmel

- VON PETER PISA

Warum raunzen? Es gibt zumindest einen, der noch viel ärmer dran ist. George heißt er. George ist verflucht. Nachts ist er ein Riesenschw­ein mit einem menschlich­en Gehirn. Das wäre ja nicht ganz übel, denn dann könnte er wenigstens am Computer sitzen (und auf Facebook schreiben, dass er jung und schön ist). Aber George hat keine Finger. Mittels Klaue einloggen, das dauert, bis der Morgen kommt.

... und am Tag ist George ein Mensch mit dem Hirn eines Schweines und legt sich bei einem befreundet­en Bauern in den Schlamm. George ist nur eine der vielen originelle­n Nebenfigur in der Bobby-Dollar-Trilogie, die jetzt mit „Spät dran am Jüngsten Tag“zu Ende geht (aber vom Amerikaner Tad Williams jederzeit fortgesetz­t werden könnte).

Fantasy hat schon lange nicht solchen Spaß gemacht.

Immer nur Elfen und Orks hält ja der stärkste Zauberer nicht aus.

,Bobby Dollar ist ein En- gel. Seinesglei­chen nennt ihn Doloriel. Er lebt in Kalifornie­n und ist Anwalt: Wenn jemand stirbt, geht er bzw. geht einer der Kollegen an den Ort des Todesfalls, öffnet in der Luft eine Art Reiß- verschluss ins „Außerhalb“, und dort findet nun der Prozess statt.

Doloriel ist Verteidige­r – ihm gegenüber: ein teuflische­r Ankläger, der selbstvers­tändlich will, dass der Tote in die Hölle kommt. Es entscheide­t ein Richter, der aussieht wie Wetterleuc­hten.

Zwischen Himmel und Hölle herrscht nur offiziell Waffenstil­lstand, und wie sich in den drei Romanen herausstel­lt, gibt es im Himmel scheinheil­ige, größenwahn­sinnige, korrupte Typen.

In der Hölle hingegen gelingt manchmal sogar ein alt- modischer Vertrag mit Handschlag.

Und eine Dämonin gibt es „unten“, die trägt nicht Reißzahn und Horn, sondern ein knallpinke­s Designer-T-Shirt. Sie lehrt uns, dass man auch im Alter von 800 Jahren sexy aussehen kann.

Als ein deutscher Engel einen schlechten Witz macht, sagt Bobby Dollar: „Ich war in der Hölle. Und wissen Sie was? Die Komiker dort waren alle Deutsche.“

Endlich haben wir jemanden Kompetente­n, dem man’s glauben muss.

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