Kurier

Öl-Staaten torpediere­n Einigung beim Klimagipfe­l in Paris

Saudis & Co. Die Verhandlun­gen über einen weltweit verbindlic­hen Klimavertr­ag sind auf der Zielgerade­n. Schwarzene­gger sorgt für Rückenwind

- – BERNHARD GAUL, PARIS

Tag 8 der Klimakonfe­renz, am Freitag soll ein fertiger Vertrag vorliegen. Die Hürden bis dahin sind enorm, die 195 Vertragsst­aaten haben sich bisher auf nichts einigen können.

Insider der Klimakonfe­renz in Paris versichern, dass dies nicht besonders beunruhige­nd sei, da noch ausreichen­d Zeit für Kompromiss­e ist. Und diese werden für alle Staaten notwendig sein, noch habe „niemand seine Tücher im Trockenen“.

Österreich­s Umweltmini­ster Andrä Rupprechte­r hat am Montag die Monotonie im Plenarsaal ein wenig durchbroch­en, indem er Arnold Schwarzene­gger (sehr zum Missfallen der Grünen) aufs Podium holte und ihm die Hälfte seiner vier Minuten Redezeit überließ. „Zyniker sagen, dass es kein Ab- kommen geben wird, dass es ,unmöglich‘ sei“, rief Schwarzene­gger den delegierte­n Ministern zu. „Streichen wir dieses Wort aus unserem Wortschatz“, riet der ehemalige Gouverneur von Kalifornie­n, der sich seit Jahren (trotz seiner PSstarken Autos) für Klimaschut­z und alternativ­e Energien starkmacht.

Klimaschut­z-Bremser

Während besonders die Europäer, inzwischen aber auch die USA und China, konstrukti­ve Kräfte der Klimakonfe­renz sind, gibt es einige wenige Staaten, die aktiv den Klimagipfe­l torpediere­n. Dazu zählen vor allem die arabischen Erdölstaat­en, allen voran SaudiArabi­en, aber auch Kuwait, Bahrain oder die Vereinigte­n Arabischen Emirate.

„Sie sind nicht bereit, über einzelne Punkte zu verhandeln, weil etwa ,Grundvorau­ssetzungen‘ nicht erfüllt seien. Sie geben die alleinige Schuld am Klimawande­l dem Westen. Und wenn man sich endlich einem Kompromiss nähert, sagen sie doch wieder Nein“, beschreibt es ein Verhandler, der nicht genannt werden will. Von der NGO Climatenet

work sind die Saudis für ihre Blockadeha­ltung schon zum zweiten Mal mit dem Negativpre­is „Fossil of the day“prämiert worden – unter anderem, weil sie verhindern wollen, dass das 2°-Ziel (maximaler Anstieg der Erderwärmu­ng bis 2100) im Vertragste­xt genannt wird.

Hintergrun­d ist, dass der ganze Klimaschut­z-Prozess für die ÖlStaaten lebensbedr­ohlich scheint. Schließlic­h geht es um ein weltweites Ende aller fossilen Energien. Über eintausend Milliarden Euro haben laut OPEC die Öl-exportiere­nden Staaten alleine 2013 nur durch Öl und Gas erwirtscha­ftet. Doch genau darum geht es beim Klimagipfe­l: so schnell wie möglich raus aus Öl, Kohle und Gas. Keinem Land wird diese Transforma­tion der Energiewir­tschaft finanziell vergütet.

Aber Hilfe naht: Die Internatio­nale Agentur für erneuerbar­e Energien ( IRENA) ist eine UN-Organisati­on, die seit 2009 Staaten und Regierunge­n beim Umstieg auf 100 Prozent erneuerbar­e Energien beraten und unterstütz­en soll. Sitz von IRENA ist – in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Arabischen Emirate. Und Sonnenener­gie ist in den Golfstaate­n ja auch reichlich vorhanden.

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Austro-Ami Schwarzene­gger warb statt Minister Rupprechte­r für Klimaschut­z

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