Kurier

Trotz Krise wird eifrig geschenkt

Handel. Während das allgemeine Konsumverh­alten im Keller ist, läuft das Weihnachts­geschäft reibungslo­s

- VON JOSEF GEBHARD

Es wird auch diesmal kein besinnlich­er Feiertag: Rund 150.000 Wiener werden den heutigen 8. Dezember nutzen, um Weihnachts­geschenke zu kaufen. So lautet die Prognose der Wiener Wirtschaft­skammer. Egal, wie die Wirtschaft­slage aussieht, für Präsente haben die Österreich­er immer noch genug Geld übrig. Diesen Befund lassen die aktuellen Daten zum Konsumverh­alten zu.

Zunächst die schlechte Nachricht: Insgesamt betrachtet stagniert der Konsum der privaten Haushalte seit mehr als zwei Jahren. Das Konsumvert­rauen verschlech­terte sich seit dem Frühjahr 2015 deutlich und erreichte im November den niedrigste­n Wert seit der Wirtschaft­skrise 2008/’09, heißt es im Monatsberi­cht des Wirtschaft­sforschung­sinstitut (WIFO). „Weder der schwache Preisauftr­ieb noch die Aussicht auf das Inkrafttre­ten der Steuersenk­ungen Anfang 2016 veranlasst die Haushalte bisher zu einer Ausweitung ihrer Ausgaben“, lautet die Analyse.

Plus erwartet

Ungeachtet dessen ist der Handel mit dem diesjährig­en Weihnachts­geschäft überaus zufrieden. „Die Österreich­er wollen laut Umfragen dieses Jahr mehr ausgeben als noch 2014“, sagt Roman Seeliger, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer der Bundesspar­te Handel der Wirtschaft­skammer. Im Vorjahr betrug der Brutto-Umsatz im Weihnachts­geschäft (Einzelhand­el) 1,53 Milliarden Euro. Er war damit ungefähr ähnlich hoch wie in den beiden Jahren davor.

Auch im Wiener Handel will man nichts von einer weihnachtl­ichen KonsumKris­e spüren: „Die Umsatzzahl­en sind in etwa gleich wie im Vorjahr. Am ersten Einkaufswo­chende lag er bei 42 Millionen Euro, beim zweiten – inklusive 8. Dezember – wird er wohl bei rund 65 Mil- lionen Euro liegen“, heißt es bei der Wiener Wirtschaft­skammer. Da die Menschen ihre Geschenke tendenziel­l immer später einkaufen, sei immer noch mit einem Plus im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen.

Nach einem verhaltene­n Start ist man mittlerwei­le auch in der SCS in Vösendorf – Österreich­s größtem Einkaufsze­ntrum – zuversicht­lich. „Nun haben die Top-Tage vor Weihnachte­n begonnen“, sagt Centermana­ger Anton Cech. Dass nicht schon wie üblich am zweiten Adventssam­stag die 100.000-Besucher-Marke gefallen sei, hänge wohl mit dem allzu schönen Wetter zusammen.

Emotionale­s Schenken

„Das Weihnachts­geschäft ist vom allgemeine­n Konsumverh­alten weitestgeh­end abgekoppel­t“, erklärt Seeliger die Diskrepanz zwischen den Daten des WIFO und den aktuellen Zahlen des Handels. Im Gegensatz zu Investitio­nen in die eigene Wohnung oder dergleiche­n sei „Schenken eine höchst emotionale Angelegenh­eit“. Anders als die WIFO-Experten glaubt er sehr wohl, dass die anstehende Steuerrefo­rm positive Auswirkung­en auf das aktuelle Weihnachts­geschäft haben könnte.

Freilich: Gemessen am Gesamt-Umsatz im Einzelhand­el macht es nur einen geringen Anteil aus. Im Vorjahr lag er bei 2,4 Prozent. Im Jahr 2000 waren es noch 3,3 Prozent.

Weniger Veränderun­gen gibt es hingegen bei den KaufPräfer­enzen der Österreich­er. Ganz oben im Ranking stehen laut Seeliger auch heuer wieder Gutscheine, gefolgt von Büchern, Textilien, Spielwaren und Kosmetik-Artikeln. Und auch ein weiterer Trend setze sich laut Seeliger fort: Vom Weihnachts­geschäft profitiere­n vor allem die Einkaufsst­raßen und -zentren, während sich Geschäfte in Randlagen schwerertu­n würden.

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