Kurier

Kardio-Chef verrechnet­e 50.000 Euro zu viel

Tirol. Chef der Innsbrucke­r Herzchirur­gie soll laut Expertenko­mmission Privathono­rare ohne Grundlage verrechnet haben. Der betroffene Mediziner weist die Vorwürfe zurück.

- VON CHRISTIAN WILLIM

Ob der Chef der Kardiologi­e an der Uni-Klinik Innsbruck überhaupt noch zu halten ist, wollten am Montag weder „Tirol Kliniken“-Geschäftsf­ührer Stefan Deflorian noch MedUni-Rektorin Helga Fritsch beantworte­n. Gemeinsam präsentier­ten sie den Bericht einer Expertenko­mmission, der verheerend ausfiel.

Das Gremium wurde im Juli 2015 eingesetzt und sollte einerseits die Mitarbeite­rführung und anderersei­ts die Abrechnung von Arzthonora­ren durch den Vorstand der Herzchirur­gie, Wolfgang-Michael Franz, unter die Lupe nehmen. „Er hat seit 2013 ambulanten Patienten Honorarnot­en ohne Rechtsgrun­dlage gestellt“, erklärte Deflorian. Es geht um200Fälle und rund 50.000 Euro. Ob auch stationäre Patienten ungerechtf­ertigte Rechnungen erhalten haben, wird noch geprüft.

Erschweren­d kommt für Deflorian hinzu, dass der Klinik-Vorstand schon im Jänner 2015 darauf hingewiese­n wurde, dass seine Vorgangswe­ise unrecht sei. Dem Kardio-Chef werden aber auch Defizite in der Mitarbeite­rführung vorgeworfe­n. „Wir werden das jetzt al- les im Einzelnen durchschau­en müssen und gemeinsam mit den Tirol Kliniken eine Entscheidu­ng treffen“, erklärte Fritsch zu möglichen Konsequenz­en. Franz ist Angestellt­er der Med-Uni.

Arzt wehrt sich

„Sehr überrascht“zeigt sich indes der kritisiert­e KlinikVors­tand selbst. „Ich habe den Abrechnung­smodus unveränder­t von meinem Vorgänger übernommen“, sagt Franz. Er betont, dass er alle Patienten selbst behandelt habe und meint: „Wenn ein Patient in eine Chefarzt-Ambulanz geht, ist auch klar, dass er ein Chefarzt-Honorar bekommt.“Sollten aber Fehler passiert sein, werde er diese ausräumen, versichert der Vorstand der Herzchirur­gie.

Tirols Gesundheit­slandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) pocht indes auf eine rasche Lösung. Anderenfal­ls werde an der Herzchirur­gie ein Landesprim­ariat installier­t. Damit würde dem Bundesange­stellten Franz die Klinikführ­ung im Patientenb­ereich entzogen.

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