„Eine berührende und sehr lebensnahe Show“
Musical. Pia Douwes über das Familiendrama „Next To Normal“zum Thema psychische Störung – vom 26. April bis zum 1. Mai im Wiener MuseumsQuartier.
„Ich liebe ,Next To Normal‘, weil es bei mir so viel herauskitzelt“, sagt Pia Douwes im KURIER-Gespräch. Weil das mit drei Tony Awards und dem Pulitzerpreis 2010 für das beste Drama ausgezeichnete Broadway Musical – vom 26. 4. bis 1. 5. im Wiener MuseumsQuartier – berührend das Leben einer vermeintlich „normalen“Familie zeigt.
Es beschreibt den Kampf einer Mutter mit bipolarer Störung und die Auswirkungen, die die Krankheit auf ihre Angehörigen hat.
„Eine Herausforderung, weil die Musik manchmal gegen die Emotionen arbeitet“, so Pia Douwes, die zunächst am 14. 12. gemeinsam mit Uwe Kröger in „A Merry Musical Christmas“in der Wiener Stadthalle auftritt.
Ehe dann im April „Next To Normal“in der in der deutschen Übersetzung und Regie von Titus Hoffmann vom Stadttheater Fürth in Wien auf die Bühne kommt. Ein Rock-Musical, das aus dem Rahmen fällt.
„Alles ist überraschend: die Musik, die Handlung, und das Ende ist realistisch, also anders, als man erwarten würde. Man fühlt sich hinterher lebendig aufgewühlt“, so Douwes.
Ohne Kitsch
„Meist werden Stars wie die Kaiserin Elisabeth oder Marilyn Monroe in ihrem Leid des Gefangenseins im goldenen Käfig gezeigt, ohne die Folgen ihrer psychischen Krankheit zu erwähnen, wobei gern mystifiziert oder romantisiert wird. “
„Next To Normal“hingegen ist die Geschichte einer Durchschnittsfamilie mit einer Mutter, die manisch-depressiv ist und unter Wahnvorstellungen leidet. Und das kann jedem passieren.
„Meine Großeltern hatten es. Ich habe selber – in einer milderen Form – auch lange darunter gelitten. Und ich bin sehr offen damit, weil ich einen Weg gefunden habe, mit Depressionen umzugehen“, sagt Douwes.
Und deshalb liegt ihr das 2009 uraufgeführte Stück von Brian Yorkey (Buch und Liedtexte) und Tom Kitt (Musik) auch so sehr am Herzen: „Denn es ist berührend dramatisch und hat trotzdem einen unglaublich guten Humor. Fast einen Wiener Schmäh. Manchmal bösesarkastisch, dann wieder chaotisch-lustig oder sehr hart dramatisch.“
Ohne Happy End. Aber mit Hoffnung.
Zum Glück seien Depressionen kein Tabu-Thema mehr – auch im MusicalGenre. Aber wenn man drei Freunde durch Selbstmord verloren hat und älter wird, bekomme man auch einen anderen Blick auf das Leben.
Douwes, die gerade an einem Buch – „Augen.Blicke aus dem Barock“– arbeitet, das im Februar erscheinen wird: „Ich sehe jetzt, was ich habe und nicht – wie früher – was ich nicht habe. Ich bin kein Flüchtling, der alles verloren hat, und ich habe keine schwere Erkrankung. Mir geht es doch gut.“