Große Stimmen und
ORF2. In „Kleine große Stimme“sucht ein Sängerknabe seinen Vater – klingt kitschig, ist es aber nicht.
Nach dem Tod der Mutter wächst der zehnjährige Benedikt, Sohn eines dunkelhäutigen US-Besatzungssoldaten, bei den Großeltern auf dem Landgasthof auf. Für den Opa ist er ein Fehltritt, der „Murl“, der besoffenen Gästen Gstanzl vorsingen muss. Von anderen Kindern wird er gedemütigt. Als Benedikt in der Kino-Wochenschau die Sängerknaben und von deren US-Tournee hört, steht für ihn fest: Er will in Wien Sängerknabe werden und in den USA seinen Vater, der nichts von ihm ahnt, finden.
Keine Frage, die Monafilm-Produktion „Kleine gro- ße Stimme“, die ORF2 heute (20.15) zeigt, hat es in sich. Doch Buch, Schauspieler und Regie schaffen es, das berührende Stück nicht zu verkitschen. Die Botschaft kommt ohne Holzhammer aus. „Es geht darum, Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe oder Herkunft zu beurteilen, sondern sich die Menschen anzuschauen – das ist der Subtext von dem Film“, sagt Regisseur Wolfgang Murnberger.
Für den Darsteller des Vaters, Tyron Ricketts, ist der „Film wichtig, weil er auf leichte Art und Weise – auch weil die Musik so eine große Rolle spielt – eine wichtige Thematik anspricht.“Der Sohn eines Jamaikaners und einer Steirerin wurde 1973 in Weiz geboren und wuchs in Deutschland auf. „Wenn man älter wird, die Phase des ,mei liab, der mit de Schneckerln‘ vorbei ist, wird es problematisch. Dann kommt offene Ablehnung. Ob das nun 1954, 1973 oder 2015 spielt – es scheint sich nicht großartig geändert zu haben.“
Der Musiker, Regisseur und Schauspieler, der sich in Harry Belafontes Sankofa Organisation gegen Ungerechtigkeit in der Welt engagiert, nimmt an diesem Punkt auch die eigene Branche in die Pflicht. „In neun von zehn Angeboten soll ich keinen normalen Deutschen spielen – sondern einen Amerikaner mit Akzent, obwohl ich gar keinen Akzent habe, oder einen Flüchtling oder Ähnliches. Wenn die Unterhaltungsindustrie schwarze Menschen nicht in ihrer Normalität zeigt, sondern immer nur als Drogendealer oder Vergewaltiger, verfestigt sich natürlich ein Bild in der Bevölkerung, das Angst macht.“
Abenteuer
Für den 13-jährigen Wainde Wande, der den Benedikt spielt, war „Kleine große Stimme“vor allem ein Abenteuer und aufregend. Mehr als 70 Musikschulen hat Casterin Eva Roth durchkämmt, um ihn zu finden.