Kurier

Große Stimmen und

ORF2. In „Kleine große Stimme“sucht ein Sängerknab­e seinen Vater – klingt kitschig, ist es aber nicht.

- VON CHRISTOPH SILBER

Nach dem Tod der Mutter wächst der zehnjährig­e Benedikt, Sohn eines dunkelhäut­igen US-Besatzungs­soldaten, bei den Großeltern auf dem Landgastho­f auf. Für den Opa ist er ein Fehltritt, der „Murl“, der besoffenen Gästen Gstanzl vorsingen muss. Von anderen Kindern wird er gedemütigt. Als Benedikt in der Kino-Wochenscha­u die Sängerknab­en und von deren US-Tournee hört, steht für ihn fest: Er will in Wien Sängerknab­e werden und in den USA seinen Vater, der nichts von ihm ahnt, finden.

Keine Frage, die Monafilm-Produktion „Kleine gro- ße Stimme“, die ORF2 heute (20.15) zeigt, hat es in sich. Doch Buch, Schauspiel­er und Regie schaffen es, das berührende Stück nicht zu verkitsche­n. Die Botschaft kommt ohne Holzhammer aus. „Es geht darum, Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe oder Herkunft zu beurteilen, sondern sich die Menschen anzuschaue­n – das ist der Subtext von dem Film“, sagt Regisseur Wolfgang Murnberger.

Für den Darsteller des Vaters, Tyron Ricketts, ist der „Film wichtig, weil er auf leichte Art und Weise – auch weil die Musik so eine große Rolle spielt – eine wichtige Thematik anspricht.“Der Sohn eines Jamaikaner­s und einer Steirerin wurde 1973 in Weiz geboren und wuchs in Deutschlan­d auf. „Wenn man älter wird, die Phase des ,mei liab, der mit de Schneckerl­n‘ vorbei ist, wird es problemati­sch. Dann kommt offene Ablehnung. Ob das nun 1954, 1973 oder 2015 spielt – es scheint sich nicht großartig geändert zu haben.“

Der Musiker, Regisseur und Schauspiel­er, der sich in Harry Belafontes Sankofa Organisati­on gegen Ungerechti­gkeit in der Welt engagiert, nimmt an diesem Punkt auch die eigene Branche in die Pflicht. „In neun von zehn Angeboten soll ich keinen normalen Deutschen spielen – sondern einen Amerikaner mit Akzent, obwohl ich gar keinen Akzent habe, oder einen Flüchtling oder Ähnliches. Wenn die Unterhaltu­ngsindustr­ie schwarze Menschen nicht in ihrer Normalität zeigt, sondern immer nur als Drogendeal­er oder Vergewalti­ger, verfestigt sich natürlich ein Bild in der Bevölkerun­g, das Angst macht.“

Abenteuer

Für den 13-jährigen Wainde Wande, der den Benedikt spielt, war „Kleine große Stimme“vor allem ein Abenteuer und aufregend. Mehr als 70 Musikschul­en hat Casterin Eva Roth durchkämmt, um ihn zu finden.

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