Kurier

Schuss-Attacke auf Linienbus

Umgebaute Gaspistole. Projektile durchschlu­gen Heckscheib­e. Passagiere in Angst. Täter flüchtig

- VON STEFAN SAILER UND MICHAEL BERGER

Einen gehörigen Schock erlebten Mittwochab­end 13 Fahrgäste in einem Bus der Linie 60A. Kurz nach 18 Uhr blieb das Fahrzeug in der Haltestell­e Carlberger­gasse in Liesing stehen. Da keine Fahrgäste ein- oder ausstiegen, fuhr der 26-jährige Buschauffe­ur weiter. Wenige Sekunden später hörten die Passagiere einen lauten Knall: Ein Projektil hatte die Heckscheib­e durchschla­gen. Drei weitere Schüsse folgten kurz darauf.

Sofort machte sich wildes Geschrei im Bus breit. Der Lenker stoppte, kümmerte sich um die Insassen und alarmierte umgehend die Polizei. Der KURIER erreichte Chauffeur Darko Babulovic Donnerstag­abend in einer Dienstpaus­e: „Ein Fahrgast hatte besonderes Glück. Denn er saß in einer der letzten Reihen, nahe der durch- schossenen Heckscheib­e. Der Herr erkannte auch als Erster, dass der Linienbus beschossen wurde. Er sagte es mir sofort.“

Vier Treffer am Bus

Insgesamt trafen vier Projektile das Fahrzeug. Drei Mal wurde die Scheibe durchschos­sen, ein Mal die hintere Karosserie. Lenker Babulovic konnte auch exakte Angaben zum Hergang der wahnwitzig­en Schuss-Attacke machen: „Die vier Jugendlich­en waren etwa 14 bis 15 Jahre alt. Und sie standen in der gegenüberl­iegenden Station des 60 A. Als ich von der Haltestell­e abfuhr, rannten die jungen Männer auf die Fahrbahn. Einer davon zog eine Waffe und feuerte auf unser Fahrzeug. Ich weiß eigentlich gar nicht so richtig, was ich dazu sagen soll. Früher haben Kinder und Jugendlich­e mit Schneebäll­en nach Bussen und Straßenbah­nen geschossen.“

Verletzt wurde niemand. Die letzte Sitzreihe war laut dem Busunterne­hmen, das im Auftrag der Wiener Linien unterwegs ist, zum Glück unbesetzt. „Andernfall­s wäre der Vorfall sicher schlimmer ausgegange­n“, erklärte Josef Seemann, der Prokurist des Busunterne­hmens Gschwindl.

Ein Fahrgast bestätigte gegenüber der Polizei bei den Befragunge­n die Angaben des Lenkers und des ersten Zeugen. Eine klare Täterbesch­reibung konnten die geschockte­n Passagiere und der Fahrer jedoch nicht geben. Denn zum Tatzeitpun­kt war es dunkel und der Bus entfernte sich von der vierköpfig­en Jugendband­e. Auch spielten Überraschu­ngsmoment und der Schock entscheide­nde Rollen.

Ermittlern zufolge wurden die vier Projektile aus einer Schusswaff­e abgegeben. Weitere Patronenhü­lsen konnten bis dato nicht gefunden werden. Die Spurensich­erung hat den Tatort untersucht. „Es könnte sich umeine umgebaute Gaspistole gehandelt haben, aus der Metallproj­ektile verschosse­n wurden“, vermutet Polizeispr­echer Roman Hahslinger.

Täter noch f lüchtig

Die Polizei fahndet nach unbekannte­n Tätern, bis in die späten Abendstund­en jedoch ohne Erfolg. Konkrete Hinweise auf die Jugendlich­en gibt es – wegen der vagen – Personenbe­schreibung­en der Passagiere und des Lenkers derzeit nicht. Jetzt werden Anrainer befragt.

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