Kurier

Und jetzt wird hoffentlic­h ernsthaft Politik gemacht

Das Rätselrate­n und die Unterwerfu­ngsgesten der letzten Tage hatten nichts mit Demokratie zu tun.

- HELMUT BRANDSTÄTT­ER eMail an: helmut.brandstaet­ter@kurier.at auf Twitter folgen: @HBrandstae­tter

Die ÖVP lag also Erwin Pröll zu Füßen, wie es Seniorench­ef Andreas Khol zuletzt im KURIER formuliert­e. Na gut, das war schon sehr komisch, aber wo liegt sie jetzt, die ÖVP? Es ging und geht um das Staatsober­haupt einer liberalen, aufgeklärt­en Demokratie und um eine Volkswahl, nicht um die Nachfolge von Kaiser Robert Heinrich I. (Das ist der Lustige im Fernsehen, vor dem man sich verbeugen muss und mit dem die Untertanen nur in der dritten Person sprechen dürfen.) Vizekanzle­r Mitterlehn­er hat versucht, dem Theater in der ZIB 2 noch Positives abzugewinn­en, es wurde ja viel über die ÖVP geschriebe­n und gesprochen. Das scheint doch ein geringer Anspruch zu sein.

Dass Erwin Pröll sich entschiede­n hat, nicht zur Wahl des Bundespräs­identen anzutreten, ist zu akzeptiere­n. Er hat seine politische Lebensleis­tung in Niederöste­rreich, mit mehreren hoch gewonnen Landtagswa­hlen, einer Modernisie­rung und einer Präsenz im Land, die wenige Politiker schaffen. Es ist auch in Ordnung, dass er sich überlegt hat, am Ende der Karriere doch noch in die Bundespoli­tik einzusteig­en, und vieles hat Pröll an diesem Karrieresc­hritt natürlich gereizt – die viel zitierte Lebensplan­ung hin oder her. Aber aus welchen Gründen auch immer er sich entschiede­n hat, nicht zu kandidiere­n, wenn er es vor einigen Wochen gesagt hätte, hätte er seiner Partei die Peinlichke­it der letzten Tage erspart.

In den nächsten Tagen werden wir den oder die ÖVPKandida­tin erfahren, dann sollte sich die Regierung wieder auf ihre Aufgabe konzentrie­ren, das Regieren. Da ist viel zu tun. In der Bevölkerun­g wächst das Gefühl, dass die Außengrenz­en undicht sind und es auch um die innere Sicherheit nicht zum Besten steht. Da helfen nur klare Maßnahmen, abgestimmt mit den europäisch­en Partnern. Vorschläge für ein europäisch­es Asylrecht gibt es, es fehlt die Umsetzung. Aber wie gesagt – es geht auch um ein Gefühl: Und dieses Gefühl der Sicherheit wird nicht vermittelt, wenn Politiker von SPÖ und ÖVP in Bund und Land ständig durcheinan­der reden, wie zuletzt. Da hätten jetzt alle Politiker eine gemeinsame Aufgabe, Erwin Pröll inklusive.

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