Kurier

Roboter sollen Sozialstaa­t finanziere­n

Arbeit 4.0. Debatte um „Maschinens­teuer“gegen negative Folgen der Automatisi­erung

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Wenn Roboter bis 2030 das Gros der Arbeit erledigen, warum sollen dann weiterhin nur die Bürger mit ihren Steuern und Sozialabga­ben den Sozialstaa­t finanziere­n? Ökonomen wie Paul Krugman oder Martin Ford („Rise of the Robots“) warnen davor, dass die Produktivi­tätsgewinn­e durch Automatisi­erung nur an jene gehen, „denen die Roboter gehören“, und sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet. In den USA beispielsw­eise sinkt das mittlere Einkommen (Median) seit Jahrzehnte­n, Arbeit ist für viele nicht (mehr) existenzsi­chernd.

Anderersei­ts treiben USTechnolo­gieriesen wie Apple, Google oder Amazon die Digitalisi­erung global voran, sind aber zugleich für ihre kreative Steuerverm­eidung bekannt. Es besteht daher die Gefahr, dass von den weltweit vernetzten Menschen und Maschinen nur wenige global agierende Konzerne und ihre Aktionäre profitiere­n.

In vielen Ländern wird daher der Ruf nach Maschinens­teuern oder Wertschöpf­ungsabgabe­n zur Finanzieru­ng des Sozialstaa­tes laut. Um Massenarbe­itslosigke­it durch Automatisi­erung abzufedern, schlagen Ford und der MIT-Ökonom Brynjolfss­on zudem ein Grundeinko­mmen für die Bürger vor, das mit Wertschöpf­ungsgewinn­en finanziert wird. Wirtschaft­svertreter lehnen eine solche Kostenbela­stung mit Verweis auf den globalen Wettbewerb als standortsc­hädlich strikt ab. Für die Industriel­lenvereini­gung sind es „Retro-Ideen aus den 1980er- Jahren, die keine Jobs schaffen“. Experte Zellmann ruft zum Schultersc­hluss auf: „Es wäre schön, wenn sich die Politik des Themas einmal parteipoli­tisch unabhängig, sachorient­iert und auf Längerfris­tigkeit bedacht annehmen könnte.“Es gehe hier nicht um Ideologie, sondern um das Weiterführ­en des Wohlfahrts­taates.

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