Müllberg aus der Registrierkasse
Umstellung. Kunden wollen Kassabons nicht annehmen. Verwirrung um angebliche Kontrollen Das Le Meridien bekommt neuen Pächter und wird renoviert
Mehr als 24 Kilometer wird die Papierschlange lang sein, die allein der Kremser Trafikant Klaus Schöndorfer künftig pro Jahr fabrizieren wird, um allen Kunden einen Beleg auszudrucken – der meist noch im Geschäft im Müll landet. „Wir produzieren täglich Mist, den niemand braucht“, macht er seinem Ärger Luft.
Wie berichtet, muss den Kunden seit Einführung der Registrierkassen-Pflicht für jeden Kauf ein Beleg ausgehändigt werden, den sie bis vor die Ladentür mitnehmen müssen. Zudem haben sie im Fall einer Kontrolle eine Mitwirkungspflicht. Sanktionen für Kunden, die die Rechnung verweigern, gibt es aber keine.
„Durch diese schwachsinnige Verordnung benötigen wir mehr als 300 zusätzliche Kassarollen pro Jahr“, beklagt Schöndorfer in den sozialen Medien. Rund 3400- mal wurde sein FacebookBeitrag bis Montagabend bereits geteilt.
Der Trafikant hat ausgerechnet, wie viel Papiermüll allein in seiner Branche nun zusätzlich anfallen wird. Vorsichtig geschätzt sei das bei mehr als 2400 Trafiken eine 57.600.000 Meter lange Papierschlange pro Jahr. Damit könne man gut eine Schleife um den Erdball legen. Eine Ressourcenverschwendung, die Schöndorfers Ansicht nach in keinem Verhältnis zu den Mehreinnahmen an Steuern stehe. „Noch dazu ist in dem Thermopapier giftiges Bisphenol A enthalten“, wettert Schöndorfer.
Außerdem würden die meisten Kunden die Belege gar nicht mitnehmen, deshalb stürmt sich auch im Geschäft der Wiener Trafikantin Helga Hauser der Müll. „Ich kann ja keinen dazu zwingen, dass er den Beleg mitnimmt.“Um sich vor Strafen der Finanzbehörden zu schützen, sammelt sie dennoch alle Belege des Tages.
Mit ihrer Meinung ste- hen Schöndorfer und Hauser nicht alleine da. Protestaktionen, wie das gemeinschaftliche Ausleeren der Belege vor dem Finanzministerium, werden überlegt. Unterstützung erhalten die Trafikanten auch von Greenpeace: „Bei der Registrierkassen-Pflicht ist auf den Umweltschutz vergessen worden“, sagt Sprecherin Nunu Kaller.
Rätselhafte Kontrollen
„Wir müssen wohl zwölf Registrierkassen anschaffen, aber ich sehe Kontrollen ein. Nur, was passiert mit den geschätzten 8500 Kassenbelegen, die wir an rund 1000 Gäste ausgeben?“, fragt sich Clubbing-Veranstalter Martin Neger aus Krems. „Natürlich werden die auf dem Boden liegen, im oder vor dem Lokal, und mit dem ersten Windstoß verteilt werden“, meint er.
Inzwischen machen Geschichten die Runde, wonach Kunden in mehreren Städten nach dem Verlassen von Ge- schäften oder Gasthäusern auf die Mitnahme von Kassabons kontrolliert wurden. In Wiener Neustadt haben zwei Männer vergangene Woche vor einem Supermarkt in der Fußgängerzone Passanten angehalten. Die verunsicherten Kassiererinnen ermahnten jeden Kunden, die Rechnung mitzunehmen.
Doch anscheinend hatten sich die Männer einen Streich erlaubt: Laut Finanzministerium habe es bisher keine einzige Kontrolle gegeben: „Kein Kunde wird auf der Straße um einen Beleg gefragt. Schon gar nicht in den ersten drei Monaten der Einführung, in denen wir hauptsächlich informieren wollen. Kontrolliert werden ausschließlich Unternehmen. Dazu gibt es ausführliche Informationen und eine Broschüre auf unserer Homepage“, sagt MinisteriumsSprecher Johannes Pasquali. Innere Stadt. Das Designhotel „Le Meridien“am Opernring hat einen neuen Pächter – die Hotel-Management-Plattform Munich Hotel Partners (MHP). Die entsprechenden Verträge seien kürzlich unterzeichnet worden. Sie treten am 1. Februar in Kraft.
MHP und der Eigentümer des Hauses, die Deka Immobilien, planen eine umfassender Renovierung ab Sommer 2016. Der Betrieb in der 294Zimmer-Herberge soll während der Umbaumaßnahmen jedoch ungestört weiterlaufen, hieß es.
„Mit dem Pächterwechsel haben wir gemeinsam mit Deka als Hoteleigentümerin und Starwood als zukünftigem Franchisegeber die Basis für einen langfristig erfolgreichen Hotelbetrieb gelegt“, betont MHP-Geschäftsführer Jörg Frehse am Montag.
Starwood wird die Nobelherberge weiterhin mit der zum Konzern gehörenden Marke „Le Meridien“betreiben.