Kurier

Bayern weist täglich Hunderte Menschen aus

Asyl-Krise. Bayern schickt pro Tag 200 Flüchtling­e nach Österreich zurück. Eine Aufgabe für die Behörden.

- VON MICHAEL BERGER

Wer nicht in Deutschlan­d um Asyl ansuchen will, wird nach Österreich zurückgesc­hickt.

Bayern erhöht die Schlagzahl in der Flüchtling­sproblemat­ik. „Denn die Behörden des Freistaate­s schieben seit Jahresbegi­nn täglich 200 Flüchtling­e, die in Deutschlan­d keinen Asylantrag gestellt haben nach Oberösterr­eich zurück. Tendenz steigend“, so Polizeispr­echerin Simone Mayr-Kirchberge­r am Montag. Tatsächlic­h setzten die Nachbarn die DublinVero­rdnung konsequent um. Demnach werden in einem EU-Land nur Flüchtling­e aufgenomme­n, wenn sie dort einen Asylantrag stellen.

Die über die deutsche Grenze zurückgewi­esenen Menschen stellen Österreich vor große Herausford­erungen. Denn viele dürften nachdem sie wieder auf österreich­ischem Hoheitsgeb­iet sind, erneut über Deutschlan­d versuchen, in ihre gewünschte­n Zielländer wie Schweden oder Belgien zu gelangen. Das aber sollten die Behörden verhindern. OÖ-Asyl-Landesrat Rudi Anschober (Grüne) forderte sofortige Gespräche mit Deutschlan­d: „Ich habe bereits im Dezember auf dieses Problem hingewiese­n. Damals war von 50 bis 100 Personen pro Tag die Rede.“

Jene, die keinen Asylantrag stellen, halten sich illegal in Österreich auf und begehen eine Verwaltung­sübertretu­ng. Sie können mit einem Organmanda­t abgestraft oder vorübergeh­end festgehalt­en werden. Nach 72 Stunden sind die Flüchtling­e aber auf freien Fuß zu setzen. Manche der Zurückgesc­hobenen entschließ­en sich, einen Asylantrag in Österreich zu stellen. Die Betrof- fenen werden zunächst mit einem Dolmetsche­r einvernomm­en und können sich dann frei bewegen. Wenn möglich, so die OÖ-Polizei, versucht man, den Menschen ein Quartier anzubieten. Viele hätten aber auch keinen Bedarf oder würden andere Kanäle nutzen, um zu Unterkünft­en zu kommen.

„Gesetzlose­r Zustand“

OÖ-Sicherheit­slandesrat Elmar Podgorsche­k (FPÖ) ortete einen „gesetzlose­n Zustand“. Er verlangte mehr Personal zur Abarbeitun­g dieser Fälle. Parallel forderte er, dass Österreich mit Rückführun­gen beginnen sollte: „Anstatt mit Geld Deutschkur­se zu finanziere­n, sollte mit diesem Geld die Lage unter Kontrolle gebracht werden.“Ähnlich argumentie­rte ÖVP-Landesvize Thomas Stelzer: „Oberösterr­eich darf nicht zum Flaschenha­ls werden. Wenn von den Behörden täglich bis zu 200 Flüchtling­e an der Grenze zu Deutschlan­d abgewiesen werden, müssen wir diese Maßnahme an der südlichen Grenze Österreich­s ebenfalls ernsthaft erwägen.“

Weder Stürme über der Ägäis sowie Eis und Schnee am Balkan bremsen den Flüchtling­sstrom. Alleine über Slowenien reisten in den ersten zehn Tagen des noch jungen Jahres 25.000 Migranten nach Westeuropa.

Prompt reagierte Innenminis­terin Johanna MiklLeitne­r (ÖVP) auf die Ankündigun­g von Kanzler Werner Faymann (SPÖ), prüfen zu lassen, ob man Wirtschaft­sflüchtlin­ge schon an der Grenze zu Österreich stoppen könne: „Man kann nur in einem Asylverfah­ren feststelle­n, ob jemand asylberech­tigt ist, oder als Wirtschaft­sf lüchtling zu sehen ist.“Nachsatz: „Die Rechtslage ist bekannt. Deutlich senken kann man die Flüchtling­szahlen aber nur, wenn wir die Attraktivi­tät Österreich­s für Asylwerber massiv senken.“

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Wer nicht in Deutschlan­d um Asyl ansuchen will, wird zurückgesc­hickt

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