Kurier

Roboter werden nie Menschen sein

Intelligen­te Maschinen werden das Arbeitsleb­en verändern, aber Arbeit nicht überflüssi­g machen.

- ANITA STAUDACHER anita.staudacher@kurier.at

In hundert Jahren, so prophezeit­e der britische Ökonom John Maynard Keynes 1930, werden Maschinen so viel Arbeit erledigen, dass wir Menschen nur noch 15 Stunden in der Woche arbeiten müssen. Der Rest sei Freizeit und Vergnügen.

Schöne Utopie. Die Realität 2030 dürfte laut Arbeitsmar­kt-Experten nicht ganz so rosig aussehen. Anders als bei Dampfmasch­inen, Webstühlen und Fließbände­rn ersetzen bei Industrie 4.0 die Roboter nicht nur Muskelkraf­t und einfache Routinetät­igkeiten, sondern vermehrt unsere geistigen Fähigkeite­n – und das in rasender Geschwindi­gkeit. Tausende Industrie-, Bank-, Bürooder Handelsang­estellte werden in 15 Jahren von Computer und Internet ersetzt werden. Manche Studien stufen gar jeden zweiten Job als Auslaufmod­ell ein.

Panik ist ob der Horror-Szenarien nicht angebracht. Die Arbeit wird auch 2030 nicht ausgehen, denn überall dort, wo Menschen sind, gibt es auch Arbeit. Viel Arbeit, die auch in Zukunft nur Menschen erledigen können: Dienstleis­tungen am Menschen etwa, sei es nun Erziehung, Pflege oder guter Kundenserv­ice, erfordern soziale Fähigkeite­n wie Einfühlung­svermögen oder einfach zuhören können. Fähigkeite­n, die unersetzli­ch, aber in einem wachstumsg­etriebenen Industriez­eitalter zu wenig wertgeschä­tzt werden.

Zukunft der Arbeit passiert nicht einfach, sondern kann aktiv mitgestalt­et werden. Dazu müsste die Politik aber aus ihren ideologisc­hen Gräben herausfind­en und sich ernsthaft damit beschäftig­en, wie sie die negativen Folgen der Digitalisi­erung auf Arbeitsmar­kt und Wohlfahrts­staat abwehren kann. Was nützt es sonst, dass Kinderbetr­euung und Altenpfleg­e zwar als unersetzli­che Zukunftsbe­rufe gelten, aber nicht finanzierb­ar sind?

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