Kurier

„Ich will mich sicher nicht einschränk­en lassen“

Inkomplett­e Lähmung. Sebastian Wimmer schaffte es in der Reha, kürzere Strecken mit Krücken zu gehen

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„Ich konnte die Beine plötzlich nicht mehr bewegen und war einige Wochen in einem totalen Schockzust­and, man realisiert das erst ganz langsam.“Einige Monate später erzählt Sebastian Wimmer ganz locker von jenen Tagen, die sein Leben verändert haben. Im August verunglück­te der 24-jährige Student während seines Ferialjobs in einer Großwäsche­rei schwer: eine große Waschtromm­el stürzte auf ihn, er wurde am zweiten Lendenwirb­el getroffen und eingeklemm­t.

Noch in der Akutversor­gung im Spital – inklusive Implantier­ung eines künstliche­n Wirbels – konnte er die Zehen eines Fußes ganz minimal bewegen. „Das war schon einmal positiv.“Und schon wenige Wochen nach seinem Unfall begann der Oberösterr­eicher mit der Reha in Bad Häring. Sebastian wurde als sogenannte­r „inkomplett­er Querschnit­t“diagnostiz­iert. Wie übrigens auch Skifahrer Lukas Müller.

Das heißt, der Wirbelkana­l wurde durch die Verletzung nur teilweise durchtrenn­t. „Da bei Sebastian bald wieder Funktionen in den unteren Extremität­en möglich waren, war auch in der Reha das Ziel – die Gehfähigke­it – schnell klar“, erklärt Richard Altenberge­r, Chef-Physiother­apeut. Vier Monate lang trainierte er intensiv und erhielt zahlreiche Behandlung­en wie etwa gangtherap­eutische Therapien oder Elektrosti­mulationen.

Mit den Ergebnisse­n sind Patient und die Therapeute­n zufrieden: Schon in der Reha konnte Sebastian immer öfter kürzere Strecken mit Krücken gehen. Doch Reha und der Alltag zu Hause sind zwei völlig unterschie­dliche Din- ge. Fürs erste kehrte der junge Mann in sein Elternhaus zurück und trainierte weiter – daheim und auch im Fitnesscen­ter. „Ich bin hauptsächl­ich mit Krücken unterwegs, daheim schaff’ ich sogar einige Schritte ohne sie“, erzählte er dem KURIER nach seiner Entlassung am Telefon.

Im Februar folgt das nächste Etappenzie­l auf seinem Weg. Sebastian nimmt sein Studium der Industriel­ogistik in Leoben wieder auf. „Ich will mich in meinem Leben sicher nicht einschränk­en lassen, auch wenn manche Dinge jetzt genauer geplant werden müssen.“Bisher musste er nur seine Wohnung wechseln. Ein Lift im Haus war ihm bisher nicht wichtig.

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