Wenn der große Held einmal im Graben steht
Kritik. „Ring“-Finale mit „Götterdämmerung“
Götterdämmerung. Der dritte Tag. Das letzte Werk der Tetralogie Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“spielt nun endgültig in einer realen Gesellschaft. Der Kampf um die Macht ist unter die Menschen gekommen. Von den Gestalten der mythologischen Vorwelt, den Göttern, Riesen, Alben, wird nur noch erzählt oder geträumt (gewohnt intensiv Jochen Schmeckenbecher als Alberich zu Beginn des zweiten Akts).
Lediglich in der Rheintöchterszene des dritten Aktes (Andrea Carroll, Rachel Frenkel und Juliette Mars) begegnet Siegfried (solide Christian Franz) noch einmal den aus der Tiefe des Mythos kommenden Wesen. Gleich zu Beginn rekapitulieren die Nornen (Monika Bohinec, Ulrike Helzel und Ildikó Raimondi) noch einmal das Weltenschicksal. Der Götter Ende dämmert nun, da Wotans Speer zerschlagen.
Rasch verflogene fünf Stunden später setzt eine phänomenale Linda Watson als Brünnhilde die starken Scheite in Brand und vollbringt ihr großes Erlösungswerk. Die Schuld ist getilgt, das vom Fluch gereinigte Gold wieder an seinem Ursprungsort.
Das Applausduell entschieden Adam Fischer und das Orchester der Wiener Staatsoper klar für sich. Eine großartige Darbietung aus musikalischer Sicht, mit herrlichen Soli, ausgewogener Dynamik und dem so einzigartigen Streicherklang. Adam Fischer ist mit seinem großen Organisationstalent und dem Blick fürs Ganze der Held dieser Nibelungen-Serie an der Wiener Staatsoper.
Auf der Bühne überzeugten des Weiteren der großartige Eric Halfvarson als Hagen mit starker vokaler und darstellerischer Interpretation, Boaz Daniel als kurzfristig eingesprungener kultivierter Gunther und die junge Österreicherin Regine Hangler als Gutrune mit prägnanter Diktion und schönem Timbre.