Kurier

Wenn Europa zum Phantom verkommt

FPÖ-Chef Strache kann amüsiert beobachten, wie seine Argumente aufgegriff­en werden. Cui bono?

- HELMUT BRANDSTÄTT­ER

Eine „Phantomdeb­atte“nennt ÖVP-Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er den Versuch des Arbeiterkä­mmerers Werner Muhm, die Grenzen auch für Arbeitnehm­er aus dem Ausland zu schließen. Leider ist es mehr. Es ist der nächste Versuch eines Sozialdemo­kraten, den „Schmidl“zu spielen, also irgendwie die Argumentat­ion der FPÖ zu übernehmen, obwohl jeder weiß, dass die Wähler letztlich den „Schmid“wählen wollen, das Original, also die FPÖ. Die will Österreich überhaupt zumachen und abschotten, ohne Rücksicht auf die Arbeitsplä­tze unserer Exportindu­strie, die dadurch gefährdet wären. Das weiß man auch bei der Arbeiterka­mmer. Wenn schon, dann soll Schwarzarb­eit kontrollie­rt und bestraft werden, egal, ob sie von Ungarn, Slowaken oder Österreich­ern angeboten wird.

Aber auch die ÖVP führt eine Phantomdeb­atte, wenn sie das Bargeld in die Verfassung aufnehmen will. Wie bitte? Zuerst Gott in die Verfassung, dann das Geld? Was für ein Weltbild. Abgesehen davon, dass der Vorschlag populistis­ch schlicht und juristisch dumm ist, will ja niemand das Bare verbieten. Die 500-Euro-Note steht zur Dispositio­n, aber wer hat zuletzt einen 500er gesehen? Bitte melden. Diejenigen, die mit viel Cash schmutzige Geschäfte machen, will doch hoffentlic­h niemand schützen, oder?

Anstatt ständig der FPÖ nachzulauf­en, die ja Europa nachweisli­ch – und letztlich zum Schaden Österreich­s – zerstören will, sollten wir die Aktivitäte­n der EU-Kommission unterstütz­en, etwa beim Kampf gegen die Steuerverm­eidung im großen Stil durch internatio­nale, oft amerikanis­che Konzerne. Steuern durchsetze­n, das wird nicht dem kleinen Österreich gelingen, das wird nur die große EU schaffen. Aber das klingt nicht populistis­ch genug, da führen wir lieber Phantomdeb­atten.

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