Kurier

Deutschlan­d weist jeden zehnten Flüchtling zurück

Oberösterr­eich. Hungerstre­iks angedroht

- – C. WEIERMAIR

Der Traum von Dänemark, Schweden oder Großbritan­nien zerplatzt für viele Flüchtling­e im Innviertle­r Barockstäd­tchen Schärding. Seit Dezember bringen die deutschen Behörden täglich bis zu 300 Personen in ein Zelt an der Grenze. Im Herbst noch Zwischenst­ation auf dem Weg nach Deutschlan­d, ist es nun Sammelplat­z für jene, die gemäß Dublin-Verordnung zurückgewi­esen werden – entweder, weil sie in Deutschlan­d keinen Asylantrag stellen möchten oder weil sie keine oder gefälschte Papiere besitzen.

„Aktuell kommen rund zehn Prozent jener 700 bis 1000 Personen, die pro Tag in Braunau an Deutschlan­d übergeben werden nach Schärding retour“, erklärt Polizeispr­echer David Furtner die Korridorre­gelung an der bayerisch-oberösterr­eichischen Grenze.

Dass viele Flüchtling­e ihre ungewisse Situation nicht verkraften, beweisen die Vorfälle mit Marokkaner­n am Linzer Hauptbahnh­of. Bei fast allen auffällige­n Personen handelte es sich um Zurückgewi­esene. „Einige drohen bereits in Schärding mit Hungerstre­ik oder Selbstmord“, sagt ein Polizist.

Bei der Registrier­ung der vorwiegend jungen Männer aus Afghanista­n, dem Irak und Marokko ist Österreich strenger geworden. Im Jänner wurden sie noch sich selbst überlassen. Einzige Bedingung war, nach sechs Wochen bei einem Asylamt vorstellig zu werden. Mittlerwei­le werden die Daten der Flüchtling­e samt Fingerabdr­ücken und Lichtbild erkennungs­dienstlich erfasst und gespeicher­t.

Vorbild für Südgrenze

Dieses Prozedere soll in Zukunft auch an Österreich­s Südgrenzen angewandt werden. Auch, um die wiederholt­e Einreise bereits an Slowenien oder Italien zurückgewi­esener Flüchtling­e zu verhindern. Die gesetzlich­e Grundlage ist laut Innenminis­terium in Vorbereitu­ng.

Von Schärding kommen Dublin-Fälle, also Personen, für deren Asylverfah­ren ein anderer EU-Staat zuständig ist, in der Regel in Schubhaft – großteils nach Vordernber­g (Steiermark). Die Mehrheit der Flüchtling­e wird aber auf freien Fuß gesetzt und soll sich nun nach zwei Wochen beim Asylamt melden. Mehr als die Hälfte kommt dieser Ladung nach.

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Aktuell werden in Braunau (OÖ) täglich 1700 Flüchtling­e an Deutschlan­d übergeben. Im Frühjahr wird die Zahl wohl steigen

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