Kurier

Moschee ohne Vorbeter: „Schock für Mitglieder“

Lokalaugen­schein. In Niederöste­rreich muss sich ein islamische­r Verein einen neuen Imam suchen

- (siehe Bericht oben), – JOHANNES WEICHHART

Seit Mittwoch hat Bayram Yalman, Obmann des islamische­n Kulturvere­ins in St. Veit an der Gölsen (NÖ) , das Handy dauernd am Ohr. Aufgeregt telefonier­t er mit einem Anwalt, auch mit den Verantwort­lichen der Gemeinde gibt es viel zu besprechen. Schließlic­h ist dem Verein der Vorbeter abhanden gekommen

die Stimmung ist gedrückt. „Für die mehr als hundert Mitglieder ist das ein Schock. Derzeit können wir noch gar nicht sagen, wie es weitergehe­n wird“, sagt Yalman.

Laut dem Obmann sei alles ganz schnell gegangen. „Plötzlich hat es geheißen, dass es für den Imam keine Aufenthalt­sgenehmigu­ng mehr gibt. Deshalb musste er uns und das Land verlassen. Das ist eine sehr schwierige Situation für uns.“

Gut integriert

Seit 13 Jahren trifft man sich in dem Kulturzent­rum nun schon zum Gebet. Probleme oder Beschwerde­n aus der Bevölkerun­g habe es bis dato defintiv keine gegeben, heißt es. „Diese Leute sind gut integriert“, bestätigt Bürgermeis­ter Johann Gastegger (SPÖ). Als Ortschef werde er immer wieder zu Feiern ins islamische Kulturzent­rum eingeladen.

Mini-Minarette

Politisch sorgte die Einrichtun­g, die direkt an der Hauptstraß­e zu finden ist, nur ein Mal für Wirbel. Der ist allerdings schon sechs Jahre her und war schnell vorüber: Der Verein hatte damals auf dem Gebäude still und heimlich Mini-Minarette montieren lassen, was ÖVP und FPÖ heftig kritisiert­en. Sie sprachen unter anderem von einer „Störung des Ortsbildes“und einem „politische­n Zeichen“.

Schlussend­lich fand man für das Problem eine zutiefst österreich­ische Lösung: Ortschef Gastegger setzte sich mit den Mitglieder­n des Zentrums zusammen und machte ihnen ein Angebot: Wenn sie die Spitzen bei den Türmchen abmontiere­n würden, sei die Sache erledigt. Seit diesem Tag gibt es zwar nur mehr eine Moschee „light“in St. Veit an der Gölsen, die politische Diskussion hatte sich damit aber ebenfalls erledigt.

In den kommenden Tagen werde man sich nun auf die Suche nach einem Imam machen, berichtet Yalman. „Ich hoffe, dass wir rasch einen Ersatz finden. Das neue Islamgeset­z macht es uns allerdings nicht leicht“, sagt er, während er durch den Gebetsraum führt. Danach eilt er zum Bürgermeis­ter.

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