Kurier

Brüssel-Terror: Die Österreich-Connection

Kontakte nach Salzburg bestätigt. Aus der Brüsseler Terrorzell­e gab es Kontaktezu­zweiAsylwe­rberninSal­zburg.Justizmini­ster Brandstett­er bestätigt Verdacht. Österreich­s Behörden ermitteln

- KONRAD KRAMAR UND MICHAELA REIBENWEIN

Für den IS hatten sie gemeinsam in Syrien gekämpft, hatten sich für Anschläge in Europa ausbilden lassen: Zwei Mitglieder der Brüsseler Terrorzell­e, verantwort­lich für die Anschläge im November in Paris und vor drei Tagen in Brüssel – und mit ihnen ein Pakistani und ein Algerier. Jetzt sind die zwei Brüsseler Terroriste­n tot oder auf der Flucht, und ihre zwei Weggefährt­en sitzen in U-Haft in Salzburg. Zuvor in Österreich in einem Flüchtling­slager gestrandet hielten die beiden offensicht­lich bis zu ihrer Festnahme im Dezember Kontakt mit den Terroriste­n in Brüssel. Diese Spur – vor Wochen schon in französisc­hen Boulevardm­edien kolportier­t – hat nun auch Österreich­s Justizmini­ster Brandstett­er am Rande eines Treffens in Brüssel bestätigt. Ja, es gebe den Verdacht, erklärte Brandstett­er und KURIERRech­erchen ergaben: Ja, die österreich­ischen Behörden verfolgen aktiv diese Spur: Die Österreich-Connection der Brüsseler Terrorzell­e.

Als Flüchtling­e getarnt

Im Oktober 2015 kamen die vier im selben Boot auf der griechisch­en Insel Leros an. Sie hatten bewusst die Route der Flüchtling­e gewählt, und waren mit gefälschte­n syrischen Pässen unterwegs, um so unauffälli­g nach Europa zu gelangen. Auch auf dem Weg über den Balkan hinterließ­en sie bewusst Spuren, beantragte­n etwa in Serbien Asyl. Auch in Östereich beantragte­n Fozi B . (34) und Faysal A. (28) Asyl, wurden in einer Flüchtling­sunterkunf­t untergebra­cht.

Route über Österreich

Ihre Mitkämpfer aber reisten weiter, zurück in die Zentrale der Brüsseler Terrorzell­e, begannen dort die Anschläge von Paris vorzuberei­ten. Die beiden in Österreich verblieben­en sollen sich bereit gehalten haben, um Anweisunge­n für etwaige Terrorakte entgegenzu­nehmen. Ein Hinweis aus Deutschlan­d führte zu ihrer Festnahme.

Wie wichtig die Route über Österreich für die Brüsseller Terrorzell­e war, beweist auch, dass einer ihrer Drahtziehe­r, Salah Abdeslam, ebenfalls aus Syrien über Österreich nach Belgien reiste – und zwar etwa zur gleichen Zeit wie die vier. Dabei wurde er ja bekannterm­aßen von der Polizei kontrollie­rt, kam aber unbehellig­t davon.

Abdeslams Terrorplän­e

Immer deutlicher wird, dass Abdeslam nicht nur für die Attentate in Paris, sondern auch in Brüssel eine zentrale Rolle spielte. Seit dem Wochenende in Haft, soll der Franzose mit marokkanis­chen Wurzeln gestanden haben, dass er mit dem bei einer Razzia am 15. März getöteten Mohamed Belkaid ein Blutbad mit Schusswaff­en in Brüssel geplant hatte.

Die Belgischen Behörden haben die Alarmstufe von der höchsten Stufe 4 auf 3 herabgeset­zt. Die Fahndung lief aber weiter. Die Suche konzentrie­rt sich offensicht­lich auf zwei f lüchtige Attentäter. Einer ist der dritte Mann, der beim Anschlag auf den Flughafen dabei war. Er ist auch auf den Aufnahmen der Überwachun­gskameras zu sehen, mit weißer Jacke, gemeinsam mit Ibrahim el-Bakraoui und Najim Laachraoui. El-Bakraouis Tod ist inzwischen bestätigt, er sprengte sich am Flughafen mit einem Sprengstof­fgürtel in die Luft. Laut Medienberi­chten starb auch der Bombenbaue­r Laachraoui am Flughafen.

Anschlag vereitelt

Indes haben Donnerstag­morgen Französisc­he Sicherheit­skräfte mit der Festnahme eines Terrorverd­ächtigen Vorbereitu­ngen für einen Anschlag durchkreuz­t. Der Plan sei laut Innenminis­ter Cazeneuve in einem „fortgeschr­ittenen Stadium“gewesen. Zeitgleich zu der am Donnerstag­abend im TV laufenden Stellungna­hme des Innenminis­ters lief demnach in Argenteuil bei Paris ein AntiTerror-Einsatz, bei dem ein Wohngebäud­e und eine Garage geräumt wurden.

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Paris in der Nacht des 13. November 2015: Polizei, Feuerwehr und Rettung vor der Konzerthal­le Bataclan – wenige Stunden nach dem Massaker
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Die Attentäter auf dem Flughafen Brüssel. Einer (re.) ist noch flüchtig

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