Zangenangriff auf den „Islamischen Staat“
Schwere Kämpfe. Offensive um die irakische Stadt Mossul sowie die syrische Stadt Palmyra
Der „Islamische Staat“(IS) gerät sowohl in Syrien als auch im Irak in Bedrängnis. In Syrien startete die Armee einen Großangriff auf die Wüstenstadt Palmyra. Unterschiedlichen Meldungen zufolge tobten am Donnerstag entweder bereits schwere Straßenkämpfe in der Stadt selbst, oder die Regierungstruppen standen in den Außenbezirken. Der IS hatte Palmyra im Mai des Vorjahres eingenommen.
Im Irak starteten Armee und kurdische PeschmergaVerbände am Donnerstag südlich der Stadt Mossul Angriffe. Irakischen Quellen zufolge war davon die Rede, dass damit die lange erwarte- te Offensive auf die Millionenstadt Mossul begonnen habe. Zugleich sollen regionalen Quellen zufolge im Shingal-Gebirge westlich Mossuls überraschend zehn Hubschrauber gelandet sein – mögliche Unterstützung für eine auch von dort startende Offensive, wie ein Kämpfer bestätigte. Dass eine solche geplant war, war bekannt.
Ziel ist es anscheinend, die Stadt Mossul, die bereits jetzt vom Norden und Osten blockiert wird, einzukreisen. An der Offensive vom Süden her sind laut Bagdad die bewaffneten Kräfte der kurdischen Regionalregierung in Erbil (Peschmerga) sowie Verbände unter dem Kom- mando Bagdads beteiligt. Bezeichnender Name der Operation: „Eroberung“. Von Westen aus sollen demnach jesidische Peschmerga-Verbände nach Südosten vorstoßen.
Kampfloser Fall
Mossul war im Juni 2014 praktisch kampflos an den IS gefallen. Die zuvor dort stationierte Garnison der irakischen Armee (auf dem Papier rund 100.000 Mann) war geflohen oder übergelaufen. Dem IS waren in der Stadt massenhaft modernste, leichte wie schwere Waffen, Artillerie, gepanzerte Fahrzeuge sowie auch Kampfpanzer in die Hände gefallen, die später überall an den Frontlinien wieder auftauchten und den IS militärisch massiv stärkten. Zugleich hatte die Einnahme und vor allem Verwaltung einer Millionenstadt für die Terrormiliz aber auch großen symbolischen Wert, der propagandistisch ausgeschlachtet wurde.
Die Offensive auf Mossul ist zwischen Bagdad und Erbil aber politisch heikel: Mossul ist eine überwiegend arabisch-sunnitische Stadt und gehört rein administrativ nicht mehr zur autonomen Region Kurdistan. Ein Alleingang der Kurden auf Mossul war für Bagdad daher immer inakzeptabel – zugleich aber ist die irakische Armee mas- siv geschwächt und stützt sich mittlerweile hauptsächlich auf schiitische Milizen, während die Peschmerga viel eher einer stehenden, gut organisierten Armee gleichkommen. Zuletzt hatten prominente Peschmerga-Kommandanten wiederholt auch gegenüber dem KURIER für weitere Vorstöße auch auf irakisches Gebiet plädiert, zugleich aber den fehlenden politischen Willen dazu kritisiert. Denn dafür gab es kei- nen Befehl. Gerade um die Shingal war der Krieg gegen IS daher gleich in den Außenbezirken der Stadt zu einem Stellungskrieg geworden – mit verheerenden Auswirkungen auf das zivile Leben in der Stadt, die nach wie vor in der Reichweite der Artillerie des IS liegt.
Ihre Differenzen, was das weitere Vorgehen angeht, scheinen Bagdad und Erbil nun aber beiseitegelegt zu haben.