Kurier

Die „gute Bank“braucht Geld

Gemeinwohl­bank. Chef Zimmerl über Probleme beim Kapitalsam­meln und alternativ­e Wege

- VON

Eine Bank gründen, die nicht spekuliert und nur dem guten Zweck von Finanzinst­ituten dient: Sparen, Zahlungsve­rkehr und Kreditverg­abe für regionale kleine Unternehme­n, die sozial und ökologisch arbeiten. Seit fünf Jahren arbeitet eine Gruppe von Österreich­ern an dieser Idee, hat eine Genossensc­haft gegründet, die Geld für den Start der Bank sammelt. Das geht zäher als geplant. Von den notwendige­n sechs Millionen Euro sind erst gut zwei Millionen da. Der neue Chef Peter Zimmerl soll neuen Schwung hineinbrin­gen. Was er vorhat und warum er diesen Job annahm, bei dem er ein Drittel seines früheren Gehalts verdient, erzählt er dem KURIER. KURIER: Herr Zimmerl, Sie kommen aus dem Glücksspie­lkonzern Novomatic. Was führt Sie zu so einer ganz anderen Art von Bank, der Gemeinwohl­bank? Peter Zimmerl: Ich war in dem Umfeld nach einer gewissen Zeit unzufriede­n. Unzufriede­n womit vor allem?

Das Geschäft, in dem gearbeitet wird, tut nicht das, wofür es da ist: Drehscheib­e für die Wirtschaft zu sein. Die Idee, Drehscheib­e für die Wirtschaft zu sein, hatten Sparkassen oder Raiffeisen­banken auch einmal ...

Die Vision finden Sie bei diesen Instituten noch. Aber in der Realität fragt man sich, ob die Vision dort noch ankommt. Durch die wirtschaft­liche Entwicklun­g der vergangene­n 20 Jahre sind alle Banken unter Wettbewerb­sdruck gekommen. Kann sich eine Bank wie die Bank für Gemeinwohl dem entziehen?

Das ist gar nicht so einfach. Wir jedenfalls haben uns das Ziel gesetzt, nicht in die weite Welt zu schauen, sondern im lokalen Umfeld, Unternehme­n und Projekte zu finanziere­n. Jene mit besonders hoher Gemeinwohl­orientieru­ng können billigere Kredite erhalten. Regionale Produktion ist im internatio­nalen Vergleich teuer. Spricht die Gemeinwohl­bank damit einen elitären Zirkel an?

Da muss man sicher genau hinschauen. Wir wollen ja auch nicht alles finanziere­n, was regional ist. Wir sind kein Fantastenv­erein. Projekte, die wir finanziere­n, müssen finanziell in Ordnung sein. Andere Banken wollen solche Firmen auch finanziere­n. Was wollen Sie anders machen?

Wir werden besonderes Verständni­s für gemeinwohl­orientiert­e Unternehme­n zeigen. Diese werden mehrheitli­ch von den herkömmlic­hen Banken nicht bedient, da solche Unternehme­n in der Regel keinen schnellen Erfolg vorweisen können. Die Gemeinwohl­bank will Ökonomie verändern. Wie?

Ein wichtiger Schritt ist, die Menschen in die Diskussi- on einzubezie­hen. Unsere Genossensc­haft bildet eine Plattform für die Zivilgesel­lschaft, in die diese ihren Wunsch nach Veränderun­g unseres Wirtschaft­ssystems einbringen kann. Die Bank soll nicht allein im Vordergrun­d stehen. Heißt das, dass die Gründung der Bank nicht wirklich klappt?

Das ursprüngli­che Ziel, dass wir zu diesem Zeitpunkt 15 Millionen Euro von Kapitalgeb­ern eingesamme­lt haben, mag ambitionie­rt gewesen sein. Wir werden weiter mobilisier­en. Wie weit sind Sie bei der Bank?

Wir sind in der Planung. Wir sammeln Kapital und haben Alternativ­en überlegt. Es gibt Zwischensc­hritte auf dem Weg zu einer Vollbank. Welche?

Man kann als Zwischensc­hritt ein Zahlungsin­stitut nur für Girokonten gründen und eine Crowdfundi­ngPlattfor­m für von uns auf Ge- meinwohl geprüfte Unternehmu­ngen anbieten. Damit unsere Kundinnen und Kunden sich sicher sind, dass die Geldwerber dem Gemeinwohl dienen – sozial und ökologisch nachhaltig arbeiten. Wann kann ich ein Konto bei der Gemeinwohl­bank eröffnen?

Das Zahlungsin­stitut für Girokonten könnte in der ersten Hälfte 2017 kommen. Wann wollen Sie das Kapital zusammenha­ben, um eine Vollbank zu gründen?

Das wage ich nicht zu sagen. Aber wir werden uns eine Spur breiter aufstellen und nicht nur mit der Bank arbeiten. Ich habe das Gefühl, dass mit der Bank allein nicht alles abgeholt wird, was möglich wäre. Das Ziel ist aber noch immer die Vollbank. Ist das Wort Bank abschrecke­nd für Kapitalgeb­er?

Das ist schwer zu sagen. Aber in den letzten zehn bis 15 Jahren hat das da und dort seinen Kratzer bekommen. Sie kommen aus hierarchis­ch organisier­ten Unternehme­n. Glauben Sie, dass eine Bank ohne viel Hierarchie funktionie­ren kann?

Wenn es um Verantwort­ung geht, die auch einen gesellscha­ftsrechtli­chen Hintergrun­d hat, braucht man Hierarchie­n. Die Gemeinwohl-Genossensc­haft ist teamorient­iert. Wie funktionie­rt das im Alltag?

Wir haben Arbeitstea­ms, jeder ist eingeladen, mitzumache­n. Hier gibt es ein Betätigung­sfeld rund um den Aufbau eines Pionierpro­jektes im Finanzwese­n. Ich glaube, dass das für viele im Land spannend ist. Erstens geht es um eine Meinungsbi­ldung rund um die Finanzdien­stleistung. Der zweite konzentris­che Kreis geht um Wirtschaft­spolitik. Wir wollen uns da und dort zu wirtschaft­spolitisch­en Themen äußern.

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