Kurier

Justiz sucht neue Beamte, doch geeignete Bewerber fehlen

Gefängniss­e. Gewerkscha­fter kritisiere­n Stocken der Reformen beim Maßnahmenv­ollzug.

- VON (rund 400 davon gibt es).

1675,5 Euro brutto (plus Zulagen) beträgt das Einstiegsg­ehalt eines Justizbeam­ten. Trotzdem finden sich „zu wenige geeignete Bewerber“, wie Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er klagt. Und so kommt es, dass die Personalve­rtretung den Minister heftig kritisiert, weil bei der von ihm angekündig­ten Justizrefo­rm samt Personalau­fstockung nichts weitergeht.

In der Kritik steht vor allem die Reform des Maßnahmenv­ollzugs – des Umgangs mit „Angehalten­en“, also geistig abnormen Rechtsbrec­hern Sie sind wegen potenziell­er Gefährlich­keit über ihre eigentlich­e Haftdauer hinaus eingesperr­t und benötigen oft Psychother­apien. Wie berichtet, kritisiere­n Men- schenrecht­sorganisat­ionen seit Langem, dass „Angehalten­e“und „normale“Gefangene meist in denselben Gefängniss­en sitzen.

Sicherheit leidet

Roman Söllner von der FPÖnahen Gewerkscha­ftsfraktio­n AUF nimmt sich kein Blatt vor den Mund: „Die Reform ist von Anfang an ins Stocken geraten. Das Einzige, was begonnen wurde, ist das vom ehemaligen Anstaltsle­iter Timm in Stein erstellte Department-System, das als Modell für viele Anstalten gilt. Mehr Beamte gibt es nicht. Die Sicherheit leidet.“Albin Simma von der Frakti- on der Christlich­en Gewerkscha­fter stößt ins selbe Horn: „Das forensisch­e Zentrum Asten in Oberösterr­eich wird ausgebaut, das bringt aber anderen Dienststel­len keine Entlastung.“

Man versuche eine räumliche Trennung der Insassen durch sogenannte Department­s, doch die lasse sich nur in den Zellen verwirklic­hen, aber nicht in den Betrieben, wo jetzt auch alle „Angehalten­en“arbeiten sollen. Fazit: Dort müssten nun gleich viele Beamte auf mehr Gefangene aufpassen. Die versproche­ne 100 zusätzlich­en Planstelle­n seien nicht besetzt. Bruno Sladek, als General- major neuerdings bundesweit höchstrang­iger Anstaltsle­iter, hält die Department­s für sinnvoll: „Das System schafft eine unabhängig­e Firma in der Firma, um die Trennung zu gewährleis­ten.“

Im Stich gelassen

Gewerkscha­fter Simma nimmt den Minister in Schutz: „Er bekommt das Geld für nötige Maßnahmen nicht und wurde von den Ländern sträflich im Stich gelassen. Der Maßnahmenv­ollzug gehört nicht in die Justiz sondern ins Gesundheit­sressort, das die Länder tragen. Aber die sind dagegen.“

„Es handelt sich um eine riesige Reform, die ihre Zeit braucht“, ergänzt dazu Katharina Holzinger vom Justizmini­sterium. Ein neue Clearingst­elle sei bereits eingericht­et. In Asten seien 62 zusätzlich­e Plätze geschaffen worden. Department­s bringen in Stein, Karlau und Garsten eine eigene Struktur für das Abstandsge­bot zwischen „normalen“Häftlingen und solchen im Maßnahmenv­ollzug. Ziel seien bis zu 650 Therapiepl­ätze.

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