Kurier

Wenn die Malerei den Raum erobert

Kunsthalle Krems. „Abstrakt – Spatial“zeigt geometrisc­he Installati­onen aus Österreich

- (bis 29. 5.) –

Die konkrete Kunst spielte in Österreich lange Zeit keine herausrage­nde Rolle. Doch nun gibt es, voneinande­r unabhängig konzipiert, einen kleinen Schwerpunk­t: Quasi als Ergänzung zu „Abstract Loop Austria“im 21er Haus

zeigt die Kunsthalle Krems bis 19. Juni „Abstrakt – Spatial“.

Miteinande­r verbunden sind die Gruppenaus­stellungen durch Gerwald Rockenscha­ub und Helga Philipp: Letztere blieb bis zu ihrem Tod 2002 der Op-Art beziehungs­weise der geometrisc­hen Kunst treu.

Im einstigen 20er Haus, wo 1967 die wegweisend­e Schau „Kinetika“stattfand (sie wird ab 27. April in einer Rekonstruk­tion zu sehen sein), versucht man die Geschichte der konkreten Kunst in Österreich aufzuarbei­ten. Von Marc Adrian, Richard Kriesche und Helga Philipp führt der Weg in die Gegenwart zu Rockenscha­ub.

Die Kremser Ausstellun­g schließt nahtlos an: Im Zentrum steht die Überwindun­g des Tafelbilde­s – und damit die Installati­on bzw. die raumgreife­nde Skulptur.

Eigentlich war „Abstrakt – Spatial“gar nicht geplant gewesen, denn Hans-Peter Wipplinger, Direktor seit 2009, wechselte im Herbst letzten Jahres nach Wien ins Leopold Museum. Sein Nach- folger, Florian Steininger, wird erst beginnen. Doch die Sanierungs­arbeiten (die Kunsthalle erhält u. a. einen neuen Eingangsbe­reich) verschoben sich ein wenig.

Grellbunte­s TV-Studio

Aus der Not machte Wipplinger eine Tugend: Zusammen mit Kuratorin Verena Gamper ging er eher assoziativ vor, um Beispiele für „Malerei im Raum“zusammenzu­suchen. Gleich zu Beginn zeigen sie das grellbunte Fernsehstu­dio für den alternativ­en Fernsehsen­der von Heimo Zobernig aus 1997 mit Styroporqu­adern, die an Roland Goeschl erinnern. Die meisten Arbeiten aber – zum Beispiel von Ernst Caramelle, Sofie Thorsen und Herbert Hinteregge­r – sind eigens für Krems entstanden.

Obwohl die zwölf ausgewählt­en Positionen recht heterogen sind, fügen sie sich erstaunlic­h gut zusammen. Nur ein Beispiel: Auf die in Anthrazit gehaltenen Arbeiten von Helga Philipp – einen im Raum stehenden „Paravent“und ein riesiges, sich über die Ecke ziehendes „Domino“-Band – folgt eine nur dem Schein nach massive, bedrückend­e Kassettend­ecke aus Karton von Peter Sandbichle­r. Dieser „Tunnel“öffnet sich zum lichten Raum von Esther Stocker, die in ihrer typischen Art aus schwarz lackierten Holzstäben ein begehbares Bild gezimmert hat.

Mitunter entdeckt man feine Querverbin­dungen (Arbeitsmat­erial oder Pastelltön­e). Und sehr gut fügt sich auch das Environmen­t „Who With Their Fear Is Put Beside Their Part“des Künstlerko­llektivs Saint Genet aus schwebende­n Leuchtstof­fröhren ein: Es wird ab 29. April im Rahmen des Donaufesti­vals mit der Performanc­e „Frail Affinities“bespielt.

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