Wenn die Malerei den Raum erobert
Kunsthalle Krems. „Abstrakt – Spatial“zeigt geometrische Installationen aus Österreich
Die konkrete Kunst spielte in Österreich lange Zeit keine herausragende Rolle. Doch nun gibt es, voneinander unabhängig konzipiert, einen kleinen Schwerpunkt: Quasi als Ergänzung zu „Abstract Loop Austria“im 21er Haus
zeigt die Kunsthalle Krems bis 19. Juni „Abstrakt – Spatial“.
Miteinander verbunden sind die Gruppenausstellungen durch Gerwald Rockenschaub und Helga Philipp: Letztere blieb bis zu ihrem Tod 2002 der Op-Art beziehungsweise der geometrischen Kunst treu.
Im einstigen 20er Haus, wo 1967 die wegweisende Schau „Kinetika“stattfand (sie wird ab 27. April in einer Rekonstruktion zu sehen sein), versucht man die Geschichte der konkreten Kunst in Österreich aufzuarbeiten. Von Marc Adrian, Richard Kriesche und Helga Philipp führt der Weg in die Gegenwart zu Rockenschaub.
Die Kremser Ausstellung schließt nahtlos an: Im Zentrum steht die Überwindung des Tafelbildes – und damit die Installation bzw. die raumgreifende Skulptur.
Eigentlich war „Abstrakt – Spatial“gar nicht geplant gewesen, denn Hans-Peter Wipplinger, Direktor seit 2009, wechselte im Herbst letzten Jahres nach Wien ins Leopold Museum. Sein Nach- folger, Florian Steininger, wird erst beginnen. Doch die Sanierungsarbeiten (die Kunsthalle erhält u. a. einen neuen Eingangsbereich) verschoben sich ein wenig.
Grellbuntes TV-Studio
Aus der Not machte Wipplinger eine Tugend: Zusammen mit Kuratorin Verena Gamper ging er eher assoziativ vor, um Beispiele für „Malerei im Raum“zusammenzusuchen. Gleich zu Beginn zeigen sie das grellbunte Fernsehstudio für den alternativen Fernsehsender von Heimo Zobernig aus 1997 mit Styroporquadern, die an Roland Goeschl erinnern. Die meisten Arbeiten aber – zum Beispiel von Ernst Caramelle, Sofie Thorsen und Herbert Hinteregger – sind eigens für Krems entstanden.
Obwohl die zwölf ausgewählten Positionen recht heterogen sind, fügen sie sich erstaunlich gut zusammen. Nur ein Beispiel: Auf die in Anthrazit gehaltenen Arbeiten von Helga Philipp – einen im Raum stehenden „Paravent“und ein riesiges, sich über die Ecke ziehendes „Domino“-Band – folgt eine nur dem Schein nach massive, bedrückende Kassettendecke aus Karton von Peter Sandbichler. Dieser „Tunnel“öffnet sich zum lichten Raum von Esther Stocker, die in ihrer typischen Art aus schwarz lackierten Holzstäben ein begehbares Bild gezimmert hat.
Mitunter entdeckt man feine Querverbindungen (Arbeitsmaterial oder Pastelltöne). Und sehr gut fügt sich auch das Environment „Who With Their Fear Is Put Beside Their Part“des Künstlerkollektivs Saint Genet aus schwebenden Leuchtstoffröhren ein: Es wird ab 29. April im Rahmen des Donaufestivals mit der Performance „Frail Affinities“bespielt.