Der Niederländer und Ex-Weltstar Johan Cruyff erlag mit 68 Jahren einem Krebsleiden.
Abschied. Mit Johan Cruyff verliert der Fußball einen seiner Größten. Kaum jemand hat den Sport so geprägt wie der Niederländer.
Hendrik Johannes Cruyff wurde am 25. April 1947 in Amsterdam geboren. Er prägte als Johan Cruyff den modernen Fußball, als Spieler sowie als Trainer. Er ist am Donnerstag in Barcelona gestorben, an Lungenkrebs.
Schon als Jugendlicher war Cruyff Kettenraucher (zeitweise 80 Zigaretten pro Tag), er soll sogar während der Halbzeitpausen geraucht haben. Im Februar 1991 erlitt er einen Herzinfarkt und musste sich einer Bypass-Operation unterziehen. Danach stellte er das Rauchen ein und beteiligte sich an Anti-Raucher-Kampagnen.
Cruyff war Anfang der 70er-Jahre der Pop-Star des Fußballs. Der Mittelfeldspieler mit den langen Haaren und der Attitüde des Rebellen. Der nur zwei Streifen trug und nicht drei. Der Dinge sagte wie: „Wenn ich gewollt hätte, dass Sie es verstehen, hätte ich es besser erklärt.“
Lange Zeit war man bei seinem Stammklub Ajax Amsterdam uneins, ob der 1,80 Meter große Schlaks mit nur 60 Kilogramm denn überhaupt die Statur für einen Profifußballer hat. Doch Rinus Michels machte den jungen Mittelfeldspieler zur zentralen Figur in seiner Vor- stellung des „Voetbal Totaal“mit permanenter Offensive, Schnelligkeit und Kreativität und ohne fixe Positionen. Cruyff war nominell Mittelstürmer, tauchte aber auch an den Flanken auf und machte im Zentrum das Spiel. Ajax wurde mit „König Johan“zum weltbesten Klub der frühen 70er-Jahre.
Rinus Michels wurde 1972 Trainer des FC Barcelona und holte nur ein Jahr später seinen Musterschüler Johan Cruyff. Es war der größte Transfer der bisherigen Fußballgeschichte. Barcelona zahlte rund 25 Millionen Schilling (in heutiger Währung rund zwei Millionen Euro). Cruyff erklärte, dass er sich für Barcelona und gegen Real Madrid entschieden habe, weil er nicht für einen Verein spielen wolle, der in enger Verbindung mit dem spanischen Diktator Franco stand.
Totaler Fußball
Damit hatte Cruyff die Herzen der Katalanen gewonnen. 1985 wurde er Trainer bei Ajax, 1988 holte ihn der FC Barcelona auf seine Bank – nach 13 Jahren ohne Titel. Offensiver Angriffsfußball, hohe technische Fähigkeiten und viel Ballbesitz – nach Ajax prägte dieser Spielstil auch den FC Barcelona. Cruyff krempelte den Klub um und reformierte die Nachwuchsarbeit. Er schuf die Basis für die Überlegenheit des modernen FC Barcelona. Aus einem ganz normalen Klub wurde ein Weltverein.
Seit 1996 war Cruyff nicht mehr Trainer, sondern nur noch Berater bei Ajax und Barcelona. 2010 wurde er von Klubboss Joan Laporta zum Ehrenpräsident des FC Barcelona ernannt. Nur wenige Monate später verlor der die Wahl gegen Sandro Rosell, der meinte, dass es das Amt des Ehrenpräsidenten nicht gebe. Seither war das Verhältnis zum Klub nicht das Beste, aber Katalonien blieb Cruyffs zweite Heimat.
Finales Trauma
Auch als niederländischer Teamspieler hat Cruyff seine Spuren hinterlassen. 1974 nahm Oranje erstmals seit 1938 an einer WM teil und kam in Deutschland unter Trainer Rinus Michels bis ins Finale. Dort waren Cruyff und Co. Favoriten, gingen 1:0 in Führung – aber am Ende gewannen die Deutschen (2:1). Die deutsche Presse schrieb über eine Nacktparty mit deutschen Mädchen im Trainingslager. Cruyff soll im Endspiel übermüdet gewesen sein, weil er die halbe Nacht mit seiner Frau Danny telefoniert habe. Für die WM 1978 konnte er von Teamchef Happel nicht zu einem Comeback überredet werden.
In seiner Heimat genoss Cruyff enorme Wertschätzung. Der Supercup heißt „Johan Cruijff Schaal“. Der beste Nachwuchsspieler bekommt den „Johan Cruijff Prijs“. 2010 wurde ein Asteroid „(14282) Cruijff “genannt. Ajax vergibt seit 2007 (60. Geburtstag) nicht mehr Cruyffs Nummer 14.
In Minute 14 wird heute beim Test zwischen den Niederlanden und Frankreich eine Trauerminute gehalten.