Kurier

Krieg der Religionen schafft neues Unheil

Gefragt sind Grenzen falsch verstanden­er Toleranz – und Geheimdien­ste, die statt einander Terroriste­n jagen

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Diesmal machte ein CSU-Politiker den Anfang und postete: „Alle Terroriste­n in Brüssel sind Moslems.“Der Satz ist formal korrekt. Nachhaltig explosiv ist das, was mitschwing­t und in den sozialen Netzwerken und an Stammtisch­en ausgelebt wird. Denn der gewünschte Umkehrschl­uss lässt lauter denn je grüßen: Alle Moslems sind (potenziell­e) Terroriste­n. Als ob das Blutvergie­ßen nicht sinnlos genug war, gießen Scharfmach­er wie diese auch noch Öl ins Feuer. Wollen hemmungslo­se Populisten und Poster jetzt auch noch einen Religionsk­rieg zwischen IslamGläub­igen, Christen und Atheisten anzetteln? Die Hasspredig­er, die das befeuern, sind schon mitten unter uns. Die einen tragen Bärte und sympathisi­eren klammheiml­ich oder offen mit dem IS-Terror; die anderen erklären in der Maske des Wutbürgers eine ganze Religion zum Staatsfein­d Nr. 1. Es bringt auch nichts, den „Krieg“ausrufen, wie der französisc­he Premier. Als Deutschlan­d wegen des RAF-Terrors im Ausnahmezu­stand war, mahnte der verstorben­e große alte Mann der Politik und Publizisti­k, Helmut Schmidt, „kühlen Kopf trotz unseres Zorns“ein.

Null-Toleranz für alle Hasspredig­er

Der Friede im eigenen Haus beginnt mit der Abrüstung der Worte. Stattdesse­n braucht es klarere Grenzen gegen falsch verstanden­e Toleranz, strengere Kontrollen und endlich mehr an europäisch­er Zusammenar­beit. Es ist eine Verhöhnung der Opfer, dass die Mörder von Brüssel seit Jahren auf der belgischen Liste brandgefäh­rlicher Islamisten standen, aber bis zuletzt ungehinder­t durch Österreich und halb Europa reisen konnten. Es ist ein Skandal, dass in Wien dubiose Islam-Vereine unkontroll­iert über hundert Kindergärt­en betreiben, weil ihnen die RathausBür­okratie fahrlässig freie Hand gab. Es ist ein Skandal, dass eine unbeweglic­he Schulbürok­ratie Zehntausen­de Migrantenk­inder mit einem positiven Abschlussz­eugnis reif fürs Leben erklärt – obwohl sie mangels Grundkennt­nissen nie einen Job finden und willkommen­e Opfer für Hasspredig­er und politische Verführer sein werden. Die „Selbstfana­tisierung“(© Heribert Prantl, Süd

deutsche Zeitung) bringt im Umgang mit Fanatikern, die über Leichen gehen, nur neues Unheil. Die scheinbar simple – von der EU angeregte – Debatte über scharfe Gepäckskon­trollen schon vor Betreten von Flughäfen steht symbolisch dafür, worum es jetzt generell gehen muss. Auf dem Prüfstand steht nicht unsere Freiheit weiterhin zu fliegen , wohin wir können und wollen. Auf dem Prüfstand steht auch nicht, woran wir als Moslems, Christen oder was auch immer privat glauben dürfen.

Auf dem Prüfstand steht, wie wir uns besser gegen die Feinde unserer offenen Gesellscha­ft rüsten können: Durch mehr und schärfere Kontrollen; bessere Zusammenar­beit der Geheimdien­ste – und Null-Toleranz gegen Hasspredig­er auf beiden Seiten der neuen Terror-Front.

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