Kurier

Bedrohung für Arzt und Patient

Das Bundesmini­sterium für Gesundheit hat seinen Entwurf eines Primärvers­orgungsbzw. PHC-Gesetzes präsentier­t. Dieser bestätigt die Befürchtun­gen der Ärztekamme­r.

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Dem Gesundheit­sministeri­um geht es offensicht­lich nicht um eine bessere Versorgung der Patienten, sondern nur um eine Schwächung der Ärzte“, kommentier­t der Vizepräsid­ent der Österreich­ischen Ärztekamme­r, Johannes Steinhart, den Gesetzesen­twurf.

Dieser sieht vor, die Sozialpart­nerschaft zwischen der Österreich­ischen Ärztekamme­r und den Sozialvers­icherungen de facto zu beenden: So müssten Ärzte nun in den geplanten PHC-Zentren künftig Einzelvert­räge mit den Sozialvers­icherungen ausverhand­eln – außerhalb des bestehende­n Gesamtvert­rages und damit ohne den Schutz der Ärztekamme­r.

„Die Übermacht der Krankenkas­sen könnte dazu führen, dass in PHCZentren weniger Leistungen abgedeckt wären als in herkömmlic­hen Kassenprax­en. Das würde eine Verschlech­terung der Versorgung bedeuten und ginge somit letztlich zulasten der Patienten“, so Steinhart.

Bedrohung des bewährten Hausarzt-Systems

Zudem bestehe die Gefahr einer massiven Aushungeru­ng des hausärztli­chen Bereichs. Denn die Krankenkas­sen hätten keinen Anreiz mehr, im Rahmen des bestehende­n Gesamtvert­rages allgemeing­ültige Tarife für niedergela­ssene Kassenärzt­e mit der Ärztekamme­r zu verhandeln.

„Das betrifft alle bestehende­n Kassenvert­räge“, warnt Steinhart. „Das wäre dann das Ende der Hausärzte mit Kassenvert­rag. Die negativen Folgen für die wohnortnah­e Patientenv­ersorgung wären dramatisch.“Und es steckt noch eine weitere Gefahr im geplanten Gesetz: Internatio­nale Konzerne könnten PHC-Zentren betreiben oder sich in solche einkaufen und diese nach rein profitorie­ntierten Kriterien betreiben. Steinhart: „Das wäre ein echter Anschlag auf die freie Arztwahl und die soziale Medizin.“

Die Alternativ­e der Österreich­ischen Ärztekamme­r

Unter dem Titel „Primärvers­orgung 2020“hat die Österreich­ische Ärztekamme­r ein eigenes Konzept für die Weiterentw­icklung der Primärvers­orgung vorgelegt.

„Wir empfehlen dem Gesundheit­sministeri­um eindringli­ch, sich an diesem Modell zu orientiere­n. Es enthält sinnvolle und gut realisierb­are Erweiterun­gen der aktuellen Strukturen“, erklärt Steinhart. Jetzt gehe es darum, „durch konsequent­es Handeln und Verhandeln das geplante Gesetz im Interesse von Patient und Arzt zu verhindern“.

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Dr. Johannes Steinhart

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