„Putin & Co brauchen solche Systeme“
Finanzrechtsexpertin Kirchmayr. Das Entscheidende für eine Steueroase ist die Diskretion
Warum vertrauen Reiche dieser Welt ihr (Schwarz-) Geld Panama an, einem kleinen Staat (3,3 Mio. Einwohner) in Mittelamerika? „Weil es seit Jahrzehnten ein funktionierendes Banken- und Rechtssystem, niedrige Steuern und vor allem Diskretion bietet“, bringt es Sabine Kirchmayr, Vorstand des Instituts für Finanzrecht der Uni Wien, auf den Punkt. Für Panama ist es ein Geschäftszweig, bei dem der Staat auch durch die Berater und Banken, die gut daran verdienen, mitschneidet. „Ob es eine bewusste Entscheidung war, oder sich ergeben hat, ist schwer zu sagen.“
Panama ist quasi die Schweiz Mittelamerikas. „Das alles Entscheidende für eine Steueroase, die schwindliges Geld beherbergt, ist Diskretion. Leute wie Putin & Co brauchen solche Systeme, um die Millionen, die sie sich selbst zuschanzen, verstecken zu können.“Und trotz der internationalen Fortschritte beim Trockenlegen von Steueroasen müsse man davon ausgehen, dass „die Putins dieser Welt leider immer einen Weg finden werden“, sagt Kirchmayr. Das aktuelle enorme Datenleck ist dem Fortschritt zu danken. „Durch die Digitalisierung reicht bereits ein unzufriedener Mitarbeiter, um Zigtausende Fälle aufzudecken. Das haben wir schon in einer kleineren Dimension bei Liechtenstein gesehen.“
US-Invasion 1989
Bei Panama denkt man noch an den Panamakanal – und an Manuel Noriega. Der von der CIA ausgebildete General beherrschte in den 80er-Jahren de facto das Land. Drogenhandel-Vorwürfe und der Streit um die Kontrolle des Kanals bedeuteten sein politisches Ende: Am 20. Dezember 1989 startete die bis dahin größte Luftlandeoperation der USA nach 1945. Bei der Invasion starben Tausende Menschen. Noriega flüch- tete am Heiligen Abend in die Vatikan-Botschaft in Panama-Stadt. Johannes Paul II. ließ ihn nicht ausliefern, gewährte aber auch kein Asyl. Rund um das Haus stellten die GIs Lautsprecher auf und beschallten es mit höllisch lauter Rockmusik mit Songs wie „Go to hell“oder „Nowhere to run“. Zermürbt gab Noriega vor Silvester auf.
In den USA war er wegen Drogenhandels und Geldwäsche 20 Jahre in Haft. Nach seiner Verurteilung wegen Geldwäsche in Frankreich wurde er 2011 an Panama ausgeliefert, wo der 82-Jährige noch immer inhaftiert ist.