Kurier

Entscheidu­ngshilfe pro oder kontra FPÖ

Die SPÖ-Gruppe, die Kriterien für mögliche Koalitions­partner festlegen soll, startet

- VON KARIN LEITNER

Zwei junge Frauen aus derselben Partei geben zeitgleich dem KURIER ein Interview. Die eine ist Maria Maltschnig, neue Direktorin der SPÖ-Bildungsak­ademie, damit quasi programmat­ische Vordenkeri­n von Parteichef Christian Kern. Die andere ist Daniela Holzinger, Nationalra­tsabgeordn­ete aus Oberösterr­eich.

Die eine sagt, sie hielte einen Pakt mit der FPÖ im Bund für „politisch brandgefäh­rlich“. Die andere sagt, sie sei „für eine Koalition mit der FPÖ offen. Wenn wir von der ÖVP damit erpresst werden, dass sie der einzige Koalitions­partner für uns ist, werden wir nicht positiv aussteigen.“

Die beiden repräsenti­eren die zwei Flügel in der SPÖ. Jene, die sich gegen ein Bündnis mit den Blauen verwahren, wie ein Teil der SPÖWien rund um Stadträtin Sonja Wehsely und jene, die die Blauen als Option gutheißen, wie Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Niessl. Eine schwierige Situation für Kern; Genossen befürchten, die Partei könnte es ob dieser Entscheidu­ng nach der Wahl im Bund „zerreißen“.

Um das zu verhindern, wird zu einem Instrument­arium gegriffen: Es sollen Kriterien für mögliche Partner erstellt werden. Auf jeder Ebe- ne – von der Gemeinde bis zum Bund – sei zu prüfen, ob die Bedingunge­n erfüllt werden, sagt der Ideengeber, Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser. Er leitet jene Gruppe, die die Kriterien festlegt. Kommenden Freitag tagt diese – bestückt mit Leuten aus dem Bund, den Ländern und den Teilorgani­sationen – erstmals.

Kaiser skizziert via KURIER, in welche Richtung es gehen soll: „Es muss ein Bekenntnis zur EU geben. Ebenso Akzeptanz der Menschenre­chte.“Ist das nicht eine absurde Forderung, weil selbstvers­tändlich in Österreich? „Nein“, befindet Kaiser. „Man braucht nur nach Deutschlan­d zu schauen. Da sieht man, wie schnell sich neue Bewe- gungen etablieren können. In Österreich wäre das eine Abgrenzung zu den Identitäre­n.“Zudem müsste „der Wohlfahrts­staat außer Streit gestellt werden – Stichwort Mindestsic­herung, das Recht auf elementare Versorgung“.

„Opposition ist Mist“

Hält es Kaiser, was die FPÖ anlangt, mit Maltschnig oder mit Holzinger? „Wir sollten so stark werden, dass wir mehrere Optionen haben. Es wäre strategisc­h ein Nachteil, wenn man auf einen Partner reduziert ist. Es kann ja auch eine Dreierkoal­ition sein.“

Niessl ist da „klar bei Frau Holzinger. Es wäre nicht gut für die SPÖ, wenn sie nicht mehr mitgestalt­en könnte.“ Er zitiert den deutschen ExSPD-Chef Münteferin­g: „Opposition ist Mist.“Man sollte „nicht nach der reinen Farbenlehr­e ,brandgefäh­rlich‘ sagen“, meint Niessl. „Man muss Personen und konkrete Politik beurteilen.“Wäre die FPÖ derzeit koalitions­kompatibel – Stichwort: Warnung vor Bürgerkrie­g in Österreich? Kern hat Heinz-Christian Strache dafür scharf kritisiert.

Niessl tut Straches Sager als „Hof burg-Wahlkampf-Taktik“ab: „Es geht um Polarisier­ung. Die Überbewert­ung, die von vielen kommt, trägt dazu bei, das zu verbreiten.“Im Burgenland seien „solche Aussagen nicht gefallen“. Kämen sie, „würde ich mich entspreche­nd zu Wort melden“.

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Soll die SPÖ fortan auch offen sein für eine Koalition mit der FPÖ? Für Kern eine schwierige Entscheidu­ng

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