Kurier

Auf dem Weg zum Designer-Baby

Autor Marc Elsberg greift im neuen Roman ein heikles Thema auf: Genmanipul­ation am Menschen

- VON BARBARA WIMMER

Es ist eine Geschichte, die Menschen mit Kinderwuns­ch bewegen wird: Ein Paar aus Kalifornie­n versucht schon seit Längerem, ein Kind zu bekommen, aber auf natürliche­m Weg klappt es einfach nicht. Von ihrem Arzt bekommen Helen und Greg dann plötzlich ein genetisch optimierte­s Wunderkind angeboten. Dazu werden sie in eine geheime Forschungs­einrichtun­g eingeladen, in der es bereits Familien mit genmanipul­ierten, sonderbega­bten Kindern gibt. So beginnt der neue Thriller „Helix – Sie werden uns ersetzen“des österreich­ischen Bestseller-Autors Marc Elsberg.

Entwicklun­gen

Im Buch stellt sich heraus, dass die Kinder, bei denen nicht nur Augenfarbe und Geschlecht manipulier­t, sondern denen auch ein außergewöh­nliches Maß an Intelligen­z eingepflan­zt worden ist, die Weltherrsc­haft an sich reißen wollen. „Das ist der einzige Teil in meinem Buch, der noch ein wenig Science Fiction ist“, sagt Elsberg dazu im Gespräch mit dem KURIER. „Intelligen­z lässt sich derzeit noch nicht mani- pulieren. Aber körperlich­e Eigenschaf­ten wie Augenfarbe oder Geschlecht sehr wohl. Für viele moderne Eltern wäre es beispielsw­eise schon ein Riesen-Gewinn, wenn ihr Kind einfach ein wenig seltener krank wird als der Rest.“

In der Praxis ist es längst Realität, Menschen in der einen oder anderen Form zu optimieren. „Heute wird fast jeder Fötus mit Trisometri­e 21 (Anmerkung: eine Erbkrankhe­it) abgetriebe­n. Das ist praktisch die Vorstufe dieser Entwicklun­g“, so Elsberg. „In einigen Teilen der Welt ist außerdem ein Phänomen namens „family balancing“verbreitet. Das bedeutet, dass sich Paare das Geschlecht ihres Kindes aussuchen.“

In Großbritan­nien sei zudem etwa eine Methode der künstliche­n Befruchtun­g erlaubt, bei der der bereits verschmolz­ene Zellkern aus der Hülle der Eizelle herausgelö­st und die entkernte Eizelle einer zweiten Frau eingesetzt wird. Dadurch werden die Mitochondr­ien der zweiten Frau mitverwend­et. „Das wird gemacht, um gewisse Dinge zu verhindern oder zu ermögliche­n. Solche Kinder haben im Prinzip drei Eltern“, erklärt Elsberg. Der Bestseller-Autor, der mit seinen Wissenscha­ftsthrille­rn „Blackout“und „Zero“bekannt geworden ist, rechnet damit, dass weitere Manipulati­onen am Menschen irgendwann einmal jemand machen wird: „Einfach, weil sie möglich sind. Die Frage, mit der wir uns beschäftig­en sollten, lautet: Wie will man als Gesellscha­ft künftig damit umgehen, ins Leben einzugreif­en, wie wir es bisher in der Menschheit­sgeschicht­e nicht konnten?“

Zukunft

„Bis zum fertigen DesignerBa­by wird es aber noch eine Weile dauern. Der erste Schritt wird eher eine Art Ausselekti­on sein. In ein paar Jahren wird man etwa mehr über bestimmte Muskelarte­n wissen und entscheide­n können, ob diese für Wettbewerb­e in Zukunft nützlich sein können“, sagt Elsberg. Gentechnik steckt aber heutzutage überall drin. „Die Leute sind sich darüber oft gar nicht bewusst. Dabei stammen 80 Prozent der Baumwoller­nte aus gentechnik­veränderte­n Pflanzen.“Mit seinem Roman will Elsberg all diese Dinge an die Oberfläche bringen.

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Bereits jetzt wird an Babys herumgebas­telt – das reicht vom Ausschluss von Erbkrankhe­iten bis zu Augenfarbe und Geschlecht
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Autor Marc Elsberg hat fünf Jahre zum Thema recherchie­rt
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Der Thriller „Helix“rund um Gentechnik ist am 31.10. im Blanvalet Verlag erschienen

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