Viel Kunstblut, wenig Horror
Gruselige Clowns waren in der Wiener Innenstadt die Ausnahme. In Kärnten allerdings überfiel einer eine Autofahrerin.
Halloween in Wien: Das ist zumindest für die Polizei ein Anlass, die Streifen in der Innenstadt zu verstärken. Und ein gutes Geschäft für den Comic-Laden auf der Rotenturmstraße, der im großen Stil Grusel-Artikel verkauft. „Blut und Zähne“, sagt Martina Hutterer – das gehe jetzt besonders gut. Clownmasken würden auch gut gehen – hat man nur leider keine im Sortiment. Passend zum Abend schwingt der Sicherheitsmann vor dem Geschäft ausnahmsweise eine Sense.
Im Bermuda-Dreieck gleich daneben lässt sich das frisch erworbene Blut schon bewundern. Besonders beliebt bei den Gästen des Halloween-Abends: Das Modell Kopfschuss. Also eine klaffende Wunde aus Kunststoff, bevorzugt an der Schläfe angebracht. Dicht gefolgt vom klassischen Skelett, der Piratin – und der eigenwilligen Interpretation von gruselig – dem kuscheligen Einhorn in Vollkörper-Pyjama.
Schreckenskammer
Es ist aber vor allem das Bar-Personal, das sich zum Anlass so richtig in Schale geworfen hat. Kunstvolle Totenköpfe in der einen, Clowns in der anderen – etwa im Hard Rock Café. Der Clown des Abends trägt sein Haar buschig rot, die Augen strahlen blau und rot. Angepöbelt habe ihn noch keiner, erzählt er. „Aber ich bleibe auch nur drin und gehe nicht hinaus“, sagt er und weist den Weg zur Schreckenskammer. Vor dem Stiegenabgang empfängt die mutigen Besucher eine junge Dame mit Peitsche. In der Kammer „zerstückelt“ein Grusel-Clown ein Schulmädchen mit Zöpfen.
Die letzten Kinder marschieren noch durch die Lokale, bekommen Süßes. Die ersten Besucher weisen schon einen leichten Zungenschlag auf. „Soll er nur kommen, der Clown!“, erklärt ein junger Mann an der Bar, der abwechselnd Bier trinkt und an seinem Lutscher in Herzform nuckelt. Kein Wunder: Mit Getränkeaktionen soll die Party schließlich in Schwung kommen. Ein Kellner sieht das pragmatisch: „Schau dich um! Das sind heute alles Clowns hier!“
Vor etlichen Lokalen wurden extra für Halloween Sicherheitsleute postiert. Auch sie kann kein Clown erschrecken. „Die ganze BarMannschaft hat sich so verkleidet.“Bis zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe blieben die Horror-Clowns daheim oder hinter der Bar.
In Kärnten allerdings nutzte ein Unbekannter die Maskierung und überfiel am Freitag um 5 Uhr Früh eine junge Autofahrerin. Der bewaffnete Mann im Horrorclown-Outfit stand mitten auf der Liemberger Landesstraße. Als die Frau notgedrungen anhielt, riss er die Fahrertür auf und forderte in gebrochenem Deutsch Bargeld. Als die junge Frau dem Unbekannten kein Geld geben konnte, soll er ihr mit einer Pistole auf den Kopf geschlagen haben und geflüchtet sein. Die junge Frau erlitt eine Schädelprellung.
Krampusse verärgert
Schon im Vorfeld hat den Gruselclowns neben der Polizei auch eine Krampus-Gruppe den Kampf angesagt. Denn die Anifer Krampusse sind wenig erfreut über den grassierenden Trend aus den USA. „Horror-Clowns? Wir hätten da eine bessere Idee“, verkünden sie auf ihrer Facebook-Seite. „Wir haben wöchentliche Stammtische, wo das natürlich auch ein Thema ist. Die Hauptaussage unserer Mitglieder ist, dass wir nichts davon halten, wenn sich Leute hinter ihren Masken verstecken und andere erschrecken“, erklärt Vorstandsmitglied Aleksandar Andonov. Er appelliert, lieber die eigenen Bräuche zu pflegen und mit Krampusmasken Menschen Schrecken einzujagen. Gruselclowns seien jedenfalls beim Krampuslauf am 5. Dezember unerwünscht.