Kurier

Viel Kunstblut, wenig Horror

Gruselige Clowns waren in der Wiener Innenstadt die Ausnahme. In Kärnten allerdings überfiel einer eine Autofahrer­in.

- VON MICHAELA REIBENWEIN, THOMAS SENDLHOFER UND THOMAS MARTINZ

Halloween in Wien: Das ist zumindest für die Polizei ein Anlass, die Streifen in der Innenstadt zu verstärken. Und ein gutes Geschäft für den Comic-Laden auf der Rotenturms­traße, der im großen Stil Grusel-Artikel verkauft. „Blut und Zähne“, sagt Martina Hutterer – das gehe jetzt besonders gut. Clownmaske­n würden auch gut gehen – hat man nur leider keine im Sortiment. Passend zum Abend schwingt der Sicherheit­smann vor dem Geschäft ausnahmswe­ise eine Sense.

Im Bermuda-Dreieck gleich daneben lässt sich das frisch erworbene Blut schon bewundern. Besonders beliebt bei den Gästen des Halloween-Abends: Das Modell Kopfschuss. Also eine klaffende Wunde aus Kunststoff, bevorzugt an der Schläfe angebracht. Dicht gefolgt vom klassische­n Skelett, der Piratin – und der eigenwilli­gen Interpreta­tion von gruselig – dem kuschelige­n Einhorn in Vollkörper-Pyjama.

Schreckens­kammer

Es ist aber vor allem das Bar-Personal, das sich zum Anlass so richtig in Schale geworfen hat. Kunstvolle Totenköpfe in der einen, Clowns in der anderen – etwa im Hard Rock Café. Der Clown des Abends trägt sein Haar buschig rot, die Augen strahlen blau und rot. Angepöbelt habe ihn noch keiner, erzählt er. „Aber ich bleibe auch nur drin und gehe nicht hinaus“, sagt er und weist den Weg zur Schreckens­kammer. Vor dem Stiegenabg­ang empfängt die mutigen Besucher eine junge Dame mit Peitsche. In der Kammer „zerstückel­t“ein Grusel-Clown ein Schulmädch­en mit Zöpfen.

Die letzten Kinder marschiere­n noch durch die Lokale, bekommen Süßes. Die ersten Besucher weisen schon einen leichten Zungenschl­ag auf. „Soll er nur kommen, der Clown!“, erklärt ein junger Mann an der Bar, der abwechseln­d Bier trinkt und an seinem Lutscher in Herzform nuckelt. Kein Wunder: Mit Getränkeak­tionen soll die Party schließlic­h in Schwung kommen. Ein Kellner sieht das pragmatisc­h: „Schau dich um! Das sind heute alles Clowns hier!“

Vor etlichen Lokalen wurden extra für Halloween Sicherheit­sleute postiert. Auch sie kann kein Clown erschrecke­n. „Die ganze BarMannsch­aft hat sich so verkleidet.“Bis zu Redaktions­schluss dieser Ausgabe blieben die Horror-Clowns daheim oder hinter der Bar.

In Kärnten allerdings nutzte ein Unbekannte­r die Maskierung und überfiel am Freitag um 5 Uhr Früh eine junge Autofahrer­in. Der bewaffnete Mann im Horrorclow­n-Outfit stand mitten auf der Liemberger Landesstra­ße. Als die Frau notgedrung­en anhielt, riss er die Fahrertür auf und forderte in gebrochene­m Deutsch Bargeld. Als die junge Frau dem Unbekannte­n kein Geld geben konnte, soll er ihr mit einer Pistole auf den Kopf geschlagen haben und geflüchtet sein. Die junge Frau erlitt eine Schädelpre­llung.

Krampusse verärgert

Schon im Vorfeld hat den Gruselclow­ns neben der Polizei auch eine Krampus-Gruppe den Kampf angesagt. Denn die Anifer Krampusse sind wenig erfreut über den grassieren­den Trend aus den USA. „Horror-Clowns? Wir hätten da eine bessere Idee“, verkünden sie auf ihrer Facebook-Seite. „Wir haben wöchentlic­he Stammtisch­e, wo das natürlich auch ein Thema ist. Die Hauptaussa­ge unserer Mitglieder ist, dass wir nichts davon halten, wenn sich Leute hinter ihren Masken verstecken und andere erschrecke­n“, erklärt Vorstandsm­itglied Aleksandar Andonov. Er appelliert, lieber die eigenen Bräuche zu pflegen und mit Krampusmas­ken Menschen Schrecken einzujagen. Gruselclow­ns seien jedenfalls beim Krampuslau­f am 5. Dezember unerwünsch­t.

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 ??  ?? Clowns süß-sauer in der Wiener Innenstadt
Clowns süß-sauer in der Wiener Innenstadt
 ??  ?? Blut und Spiele: Der Handel gruselte mit
Blut und Spiele: Der Handel gruselte mit

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