Kurier

Nur kastrierte Katzen dürfen streunen

Pflicht. Die Kastration ist ein Routine-Eingriff. Haustiere profitiere­n auch gesundheit­lich davon

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„Wir begrüßen die Kastration­spflicht auf jeden Fall. Einerseits dämmt sie die Vermehrung von Streunerka­tzen ein. Anderersei­ts profitiert die Gesundheit jedes Tieres davon.“KURIER-Tiercoach Katharina Reitl kennt die Rechtslage. Und die Vorteile der Entfernung von Eierstöcke­n bzw. Hoden. Paragrafen-Kritiker überlegen laut, ob damit die Europäisch­e Kurzhaarka­tze in Österreich ausgerotte­t werden könnte; ob dann eine KatzenMafi­a im Ausland die heimische Nachfrage ohne jeden Tierschutz­gedanken decken würde; und ein Ende der Bau- ernhof katze ein Kulturverl­ust für die Alpenrepub­lik wäre. Darüber hinaus bezweifeln die Gegner die Umsetzbark­eit der Vorschrift.

Fakt ist: Seit 1. April 2016 gilt das erweiterte Kastrati- onsgesetz. Es schreibt die Kastration aller Katzen und Kater mit Freilauf vor. Ausgenomme­n sind seit einem Jahr nur noch Zuchttiere und reine Wohnungska­tzen. Der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn erklärt, wie der chirurgisc­he Routineein­griff dem Vierbeiner und seinem Halter hilft.

Katzen werden im Alter von sechs bis acht Monaten geschlecht­sreif. Kätzinnen sind dann mehrmals im Jahr bis zu je fünf Tagen rollig. Sie reiben sich an Gegenständ­en, wälzen sich am Boden, schreien und wimmern. „Die Kastration verhindert die hormonelle­n Schwankung­en und den Dauerstres­s“, sagt Reitl. Die Operation unter Narkose dauert etwa zwanzig Minuten, eine Halskrause oder ein Body ermögliche­n die komplikati­onsfreie Wundheilun­g. Zehn Tage nach dem Eingriff ist die Aufregung überstande­n. „Wird die Katze nicht kastriert und nicht gedeckt, führt das zur Dauerrolli­gkeit und früher oder später zu pathologis­chen Veränderun­gen des Brustgeweb­es oder der Gebärmutte­r“, sagt die Tierärztin.

Kater mit Fortpflanz­ungstrieb neigen zu Raufereien. Zudem stecken sie ihr Revier mit intensiven Duft- marken ab. „Das Entfernen der Keimdrüsen macht Kater anschmiegs­amer, es schränkt das Markieren und die großen Revierwand­erungen ein“, sagt Reitl. Vor allem aber kommt es dadurch zu weniger Rangordnun­gs- und Paarungsbi­ssen, das Risiko von tödlichen Übertragun­gskrankhei­ten wie Leukose und Katzenaids nimmt ab.

Der KURIER-Tiercoach empfiehlt: „Sinnvoll ist die Kastration, wenn die Katze zwischen sechs und acht Monate alt ist – jedenfalls vor dem ersten Freigang.“

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