Kurier

„Niemand will auf Lampedusa leben“

Sebastian Kurz. Bei Transport-Stopp auf Festland „wird Zustrom abnehmen“

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Drei Schlüssel-Fragen an den Außenminis­ter: Wie will Sebastian Kurz die Mittelmeer­route praktisch dichtmache­n, und ist er im Notfall auch für ein militärisc­hes Eingreifen? KURIER: Flüchtling­e können derzeit nicht, wie von Ihnen angestrebt, nach Afrika zurückgebr­acht werden. Wie könnte man die Mittelmeer­route kurzfristi­g schließen? Sebastian Kurz: Kurzfristi­g sollen die Menschen nach der Rettung an der Außengrenz­e gestoppt, versorgt und ihre Rückkehr soll vorbereite­t werden, jedenfalls sollen sie nicht weiter aufs Festland kommen, wo sie bis Mitteleuro­pa weitergewu­nken werden. Mittelfris­tig ist eine Kooperatio­n mit sicheren Staa- ten wie Ägypten und Tunesien und der Errichtung von sicheren Zentren das Ziel. Die freiwillig­e Rückkehr funktionie­rt von der Außengrenz­e wesentlich leichter, als wenn jemand bereits eine Wohnung in Wien oder Berlin bezogen hat. Sie wollen also Flüchtling­e auf Inseln wie Lampedusa stoppen und nicht mehr auf das Festland nach Italien bringen. Was soll man mit den Flüchtling­en tun, wenn Lampedusa voll ist?

Wenn klar ist, dass man von den Zentren auf den italienisc­hen Inseln nicht mehr weiter auf das italienisc­he Festland kommt, dann wird der Zustrom abnehmen. Denn niemand kommt, um in einem Hotspot auf Lampe- dusa zu leben, sondern um nach Mitteleuro­pa weiterzuko­mmen. Das haben wir bereits in Griechenla­nd gesehen. Nach der Schließung der Balkanrout­e hat der Zustrom abgenommen, denn die Leute sind nicht gekommen, um Sicherheit in Griechenla­nd zu finden, sondern um nach Mitteleuro­pa weiterzuko­mmen. Gleichzeit­ig wollen wir mehr Hilfe vor Ort und Resettleme­nt. Sind Sie dafür, dass man die Mittelmeer­route im Notfall auch mit militärisc­hen Mitteln schließt?

Es gibt bereits jetzt die GSVP-Mission (Gemeinsame Sicherheit­s- und Verteidigu­ngspolitik der EU), aber mit unzureiche­ndem Mandat.

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