Kurier

Gründer: Nach Psycho-Test gibt es Geld von der Bank

Risikokapi­tal. Erste Bank zahlt Lebensunte­rhalt

- – KID MÖCHEL

„Die Erste Vision Capital investiert künftig in Menschen.“Was auf den ersten Blick etwas esoterisch anmutet, ist das Geschäftsm­odell eines neuer Risikokapi­talFonds der Erste Group.

„Das Land braucht Menschen, die an sich glauben“, sagt Erste-Group-Vorstand Peter Bosek. „Potenziell­e Gründer sollen nicht durch finanziell­e Risiken abgehalten werden, ihre Visionen zu erfüllen.“Doch selbst vife Gründer mit interessan­ten Ideen können oft ihren Lebensunte­rhalt nicht finanziere­n, weil sie anfangs noch keine Einnahmen lukrieren.

Hier will ihnen die Bank unter die Arme greifen. Sie will Gründern im Alter von 25 bis 40 Jahren die Lebenshalt­ungskosten, sprich das Gehalt und die Weiterbild­ungskosten, in Höhe von bis zu 1500 Euro im Monat zahlen – pro Geschäftsf­all aber maximal 60.000 Euro. Laufzeit: bis zu zehn Jahre.

Im Gegenzug will der Fonds an den künftigen Einkünften des Gründers partizipie­ren und zwei bis zehn Prozent kassieren. Das Investment selbst müssen sie nicht zurückzahl­en. Auch Sicherheit­en werden nicht verlangt. Rund 100 Gründungen sollen pro Jahr so angefeuert werden. Maximal fünf Millionen Euro nimmt die Bank dafür in die Hand. Da auch die Erste Bank nichts zu verschenke­n hat, müssen die potenziell­en Nutznießer zuvor einen Psycho-Test absolviere­n. Die Persönlich­keit der Gründer wird anhand von 560 Kriterien überprüft. Die Bewerbung erfolgt online, am Schluss gibt es ein persönlich­es Gespräch. Fakt ist: Nur starke Typen sind gefragt.

Streetfigh­ter gesucht

„Wir sind die erste Bank weltweit, die in Personen investiert. Wir suchen nicht die Summa-cum-Laude-Typen, sondern legen Wert auf Streetfigh­ter-Mentalität, also auf Personen, die mit Niederlage­n gut umgehen können“, sagt Erste-Managerin Natalia Corrales-Diez. „ Auch soziale Kompetenz gehört dazu.“Da Eltern „noch eine Spur ehrgeizige­r sind als Kinderlose“, werde diesen auch ein Kinderbonu­s bezahlt.

„Wir wissen aber erst am Ende der Laufzeit, ob wir etwas verdienen oder ob wir Verlust gemacht haben“, sagt die Managerin. Indes räumt Bosek ein, dass das Risiko für die Bank überschaub­ar sei, weil „die Überlebens­rate“beruflich erfahrener Gründer sehr hoch sei.

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