Ein Testlauf für das Selbstvertrauen
Länderspiel. Österreich probt in Innsbruck gegen Finnland für die ferne WM-Qualifikations-Zukunft
Am vergangenen Freitag hat sich Österreichs Nationalteam mit einem 2:0 über Moldau vor der absoluten Trostlosigkeit gerettet. Man darf wieder leise mitreden in der WM-Qualifikation.
Aber was jetzt? Ein Testgegner, der Finnland heißt, in der WM-Qualifikation bisher genau ein Pünktchen gesammelt hat und von exakt null (!) Journalisten nach Innsbruck begleitet wird.
Ein Test wofür überhaupt? Für ein vorentscheidendes Qualifikationsspiel in Irland, das noch viele Wochen auf sich warten lässt, erst im Juni stattfindet? Welches System soll also heute probiert werden? Ein auf die Iren zugeschnittenes? Eines, das gegen die Finnen ein weiteres Erfolgserlebnis verspricht, um das Selbstvertrauen zu fördern? Mit, oder ohne Arnautovic und Ilsanker, die beide in der Qualifikation gesperrt sind?
Also wozu dieser Test, in dem sich auch sonst erhebliche personelle Probleme auftun? Mit Lukse, Baumgartlinger und Schaub haben bereits drei Spieler das Team verlassen, dazu hat Koller bereits angekündigt, David Alaba heute nicht 90 Minuten zum Einsatz kommen zu lassen.
Kann so wirklich ein Härtetest für Irland aussehen?
Aufschlüsse
Marcel Koller verschwendet heute am Tivoli jedenfalls noch keinen Gedanken an das WM-Qualifikationsmatch im Juni gegen Irland. Zumal das Testspiel gegen diese Finnen in seinen Augen auch keinesfalls als Blaupause für Irland dienen kann. „Man kann diese beide Gegner nicht vergleichen“, erklärt der Schweizer, der heute im Sparring mit den Männern aus dem Norden ganz andere Zwecke verfolgt. „Ich versuche, Aufschlüsse zu bekommen“, sagt Koller.
Der 56-Jährige erwartet sich heute weitere wichtige Erkenntnisse darüber, wie sehr die Mannschaft das neue 3-4-3-System schon verinnerlicht hat, das bei diesem Lehrgang auf dem TaktikPlan gestanden ist. „Das Ziel ist es, das zu verfestigen.“
Dazu erhofft sich Marcel Koller im Tivolistadion auch wertvolle Hinweise, ob und wie sehr die Stabilität und der Rhythmus des Teams darunter leiden, wenn mit Ilsanker (in Irland gesperrt) und Baumgartlinger (derzeit verletzt) gleich zwei etablierte zentrale Mittelfeldspieler nicht zur Verfügung stehen. „Wir wollen sehen, wer da eine Alternative ist. Jeder will im Nationalteam spielen, aber es ist nicht jeder ein Nationalspieler.“
Nicht zuletzt verspricht sich der Teamchef von der Hereinnahme von Alessand- ro Schöpf am rechten Flügel eine offensive Gegenbewegung zur linken Achse AlabaArnautovic, über die zuletzt beim 2:0 gegen Moldau praktisch alle gefährlichen Offensivaktionen gelaufen waren.
Erkenntnisse
Über all den Taktik- und Personalfragen steht für den Teamchef aber eines: Nach den Enttäuschungen und den Nackenschlägen des vergangenen Jahres muss die Nationalmannschaft wieder die al- te Selbstsicherheit und Leichtigkeit zurückgewinnen. „Das geht aber nur mit Siegen und mit guten Auftritten“, weiß auch Marcel Koller, denn: „Selbstvertrauen kann man nicht einfach so herbeireden “, erklärt der 56Jährige, der selbst auch Konsequenzen aus dem 2016erJahr gezogen hat. „Wenn man länger zusammen ist, dann schleicht sich das eine oder andere ein. Wir haben versucht, wieder eine gewisse Schärfe reinzubringen.“
Zumindest in dieser Hinsicht hat der Test gegen Finnland Würze. Auch wenn manche vielleicht die Sinnhaftigkeit dieser Partie in Frage stellen. Andererseits gehören solche Vorbereitungsspiele ohnehin bald schon der Vergangenheit an. 2018 wird als Ersatz für die Testspiele die UEFA-Nations-League eingeführt, bei der auch vier Startplätze für die EM vergeben werden. Dann geht’s für das Nationalteam in jedem Match um den Ernstfall.