Kurier

Angst der Afghanen vor Abschiebun­g

Asyl. Eshan Batoori wird nach sechs Jahren nach Kabul ausgefloge­n / Derzeit sitzen 336 Personen in Schubhaft

- VON UND Anträge 2017 Entscheidu­ng 2017 Daten 2016 Ausreisen 2016

Seit knapp sechs Jahren lebt Eshan Batoori (23) in Wien. Er machte seinen Hauptschul-Abschluss und engagierte sich im Verein „Afghanisch­e Jugendlich­e – Neuer Start in Österreich“. Er hat ein Fußballtur­nier unter dem Motto „Von Kabul bis Wien“organisier­t, um das Verständni­s zwischen österreich­ischer und afghanisch­er Bevölkerun­g zu verbessern.

Er hat neu angekommen­en Landsleute­n Deutschkur­se gegeben und war gerade dabei, ein Fußballtur­nier zwischen der afghanisch­en und tschetsche­nischen Community zu organisier­en, um das Zusammenle­ben zwischen den beiden verfeindet­en Bevölkerun­gsgruppen zu fördern. Am Sonntag wurde Batoori in Schubhaft genommen. Am Mittwoch um 1.30 Uhr in der Nacht geht sein Flug zurück nach Kabul, Afghanista­n.

Eshans Batooris Asylbesche­id war negativ, bisher wurde er in Österreich geduldet. Eine Abschiebun­g nach Afghanista­n war bis vor einigen Wochen nicht durchführb­ar (

Während NGOs die Rückführun­gen kritisiere­n, argumentie­rt das Bundesasyl­amt in Bescheiden etwa, dass in Afghanista­n und besonders in Kabul, keine „relevante Gefährdung­slage“vorliege.

Batooris Anwältin stellte wegen guter Integratio­n einen Antrag auf einen Aufenthalt­stitel aufgrund schützensw­erten Privatlebe­ns. Dieser schützt aber nicht vor Abschiebun­g: „Das ist eine gewollte Lücke im Gesetz“, sagt Michael Genner von „Asyl in Not“.

Petition

2016 wurden insgesamt 1094 Afghanen in ihre Heimat abgeschobe­n. 597 davon erfolgten laut Innenminis­terium (BMI) „freiwillig“, 497 zwangsweis­e. Wie viele Abschiebun­gen seit Anfang des Jahres durchgefüh­rt wurden, wollte das BMI nicht sagen. Jedenfalls sitzen laut Sprecher Karlheinz Grundböck derzeit 336 Personen in Abschiebeh­aft. Welche Nationalit­äten sie haben, werde laut Grundböck nicht erfasst. Laut Jakob Binder vom „Migrantinn­enverein St. Marx“, der Asylwerber vertritt, wurden allein sieben seiner Klienten in Schubhaft genommen. Mittlerwei­le greife unter den afghanisch­en Asylwerber­n und Helfern Panik um sich, berichtet Barbara Kreuzer, vom Hilfsverei­n „Connect Mödling“. Sie startete die Petition „Stoppt die Abschiebun­gen nach Afghanista­n“, die sich unter anderem an Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen richtet.

Sehr streng soll die Behörde in Wiener Neustadt entscheide­n. „Da geht es nicht mehr darum, die Wahrheit zu finden, sondern nur mehr darum, die Burschen der Lüge zu bezichtige­n“, sagt Kreuzer. Ein Beamter aus Wiener Neustadt sei nach Beschwerde­n von NGOS versetzt worden.

Auch in Kosterneub­urg berichten Helfer, dass von 13 Afghanen, zehn einen negativen Bescheid erhielten. Darunter Familien und Jugendlich­e, die bereits Lehrstelle­nzusagen hatten. Einige hätten zwei Jahre auf ihr Verfahren warten müssen. Abgelehnt seien sie innerhalb weniger Tage worden. „In Sekunden wird über das Leben von Menschen entschiede­n“, sagt Elisabeth Höttinger von „Klosterneu­burg

hilft“. Statistik zu Asyl Im Jänner und Februar wurden 4302 Asylanträg­e gestellt, 777 von Afghanen. 2913 Flüchtling­e erhielten im Jänner und Februar Asyl, 1970 wurden abgelehnt. 808 Asylwerber­n wurde subsidiäre­r Schutz zugesproch­en, bei 563 wurde er abgelehnt. 42.073 Asylanträg­e wurden gestellt. 26.517 Asylwerber erhielten rechtskräf­tig Schutz. Die größte Gruppe waren Afghanen mit 11.742 Anträgen. 30 Prozent wurden anerkannt. 5797 Flüchtling­e reisten freiwillig aus, 4880 wurden abgeschobe­n. Es gab 75 CharterRüc­kführungen. 497 Afghanen wurden abgeschobe­n, 597 reisten freiwillig aus.

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