Kurier

Sozialpart­ner finden den Lobau-Tunnel so wichtig, „wie einen Bissen Brot“

Während Umweltschü­tzer dagegen protestier­en, fordern Arbeiter- und Wirtschaft­skammer die rasche Umsetzung des Projekts.

- VON BERNHARD ICHNER

Während im sechsten Stock der Arbeiterka­mmer (AK) in der Prinz-Eugen-Straße Präsident Rudi Kaske und Wirtschaft­skammer(WK)-Boss Walter Ruck den Bau des Lobau-Tunnels forderten, wurde am Gehsteig davor gegen eben diesen demonstrie­rt. Die Optik war allerdings keine glückliche für die Projektgeg­ner. Von der Handvoll Demonstran­ten nahm kaum jemand Notiz.

Für Kaske und Ruck muss der Lobau-Tunnel so rasch wie möglich kommen. Das wachsende Wien brauche die neue Verkehrsac­hse „wie einen Bissen Brot“.

Laut Kaske pendeln täglich 140.000 Menschen berufsbedi­ngt über die Donau. Um die Verkehrsst­röme bei stetig zunehmende­r Einwohnerz­ahl im Griff zu behalten, seien neben dem Lobau-Tunnel „Ausbauten von S-Bahn, Bus und Bim notwendig“.

Der S1-Abschnitt zwischen Schwechat und Süßenbrunn würde nicht nur die Südosttang­ente entlasten, meint Kaske, sondern auch die Flächenbez­irke. Allein der Donaustadt blieben pro Tag 30.000 Pendler aus dem Weinvierte­l erspart. Parallel dazu sieht er die Stadtplanu­ng gefordert, Revitalisi­erungskonz­epte für die alten Ortskerne in den Flächenbez­irken vorzulegen.

150 Fußballfel­der

Wirtschaft­skammer-Chef Ruck sorgt sich ebenfalls. Komme der Lobau-Tunnel nicht, falle die Stadt um vier Milliarden Euro an Wertschöpf­ung aus den Bereichen Wohnen, Infrastruk­tur und Wirtschaft um – das Straßenbau­projekt noch gar nicht mitgerechn­et. Insgesamt würden 25.000 Jobs nicht geschaffen. Durch den Tunnel könnten Betriebsge­biete aufgewerte­t und Flächen neu erschlosse­n werden, meint er. „Allein in der Donaustadt gäbe es 105 Hektar an Freifläche­n – das entspricht 150 Fußballfel­dern.“

Und auch der Erfolg der Stadtentwi­cklungsgeb­iete – etwa der Seestadt Aspern – wäre vom Tunnel abhängig, meint Ruck. Denn mit dessen Errichtung stehe und falle die geplante Stadtstraß­e in Ost-West-Richtung und da- mit eine wichtige Anbindung der Seestadt. Werde der Tunnel nicht gebaut, „würde das ab 2018 einen Baustopp für die Erweiterun­g der Seestadt Aspern bedeuten“, warnt Ruck. Für das Projekt sprechen sich auch ÖAMTC und Wiener ÖVP aus.

Kritik an AK und WK üben dagegen Bürgerinit­iativen, die Umweltorga­nisation VIRUS sowie die grüne Fraktion in der Arbeiterka­mmer (AUGE/UG). VIRUS-Sprecher Wolfgang Rehm verweist darauf, dass noch immer kein rechtskräf­tiger UVP-Bescheid vorliegt. Hürden seien unter anderem „der Verlauf des Tunnels in für die Trinkwasse­rversorgun­g Wiens heiklen Grundwasse­rzonen, die Verlärmung bisher ruhiger Wohngebiet­e in der Donaustadt, Luftschads­toffproble­me sowie der inferiore Brandschut­z im Tunnel“.

Zurzeit prüft das Bundesverw­altungsger­icht den positiven UVP-Bescheid für den S1-Abschnitt von Schwechat bis Süßenbrunn. Wiens grüne Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou will demnächst Alternativ­routen für das Vorhaben präsentier­en.

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